A.L. Kennedy: Süßer Ernst
Über Meg und Jon sind schon einige Lebensstürme hinweggefegt. Und haben mit Kratzern, Verletzungen und tiefen Wunden ihre Spuren hinterlassen. Meg Williams, Mitte Vierzig, ist als Wirtschaftsprüferin in eine Insolvenz geraten. Nun lebt sie, seit ziemlich genau einem Jahr trockene Alkoholikerin, im ererbten Haus ihrer Eltern, das die besten Tage schon lange hinter sich hat, und kümmert sich im Tierheim halbtags um die Rechnungen. Sie ist traurig, hält sich die Menschen in ihrer Umgebung auf Abstand und beurteilt alles mit spitzer Zunge. Jon, Ende Fünfzig, ist geschieden und in ein Einzimmerapartment in einem heruntergekommenen Stadtteil gezogen, auch wenn er sich eine andere Umgebung durchaus leisten könnte. Er arbeitet als Vize-Direktor in der PR-Abteilung eines Ministeriums und lässt die Skandale der Politiker sowie die nicht weniger skandalträchtigen politischen Entwicklungen durch eine elegante Wortwahl immer wieder in einen positiveren Rahmen stellen. Die Erfahrungen seines Lebens haben ihn wütend gemacht – und zynisch. Die Nähe zu anderen Menschen meidet er. A.L. Kennedy hat für die Rollen der Protagonisten ihres Romans zwei Figuren ausgewählt, die nicht gerade als strahlende …