Monat: Mai 2015

Emma Chichester Clark: Plumdog

Ein Gastbeitrag von Felix der Hund Ich bin wieder einmal gebeten worden, eine Buchbesprechung zu schreiben, wieder einmal, so vermute ich, wegen meiner besonderen Expertise als Hund. Außerdem finde ich – mit Blick auf die letzten Blogbeiträge – wird es wirklich endlich einmal Zeit für leichtere, farbenfrohere und lebenswichtigere Themen, als die, die zuletzt hier beschrieben und kommentiert wurden. Was haben Bildungspläne, das Wirken von Kaufen und Verkaufen und mafiöse Unternehmensentscheider schon mit unserem wirklichen Leben zu tun? Nichts! Im Bett schlafen, schwimmen gehen, kuscheln und toben mit anderen Hunden dagegen: Alles! Gefunden haben wir das Buch, das ich Euch heute vorstellen und ganz besonders ans Herz legen möchte, auf dem Blog von Herrn Hund, dem ich, alleine schon der Namensgleichheit wegen, natürlich folge. Und der Fund macht wiederum deutlich, wie umfassend bildend Blog-Lesen im günstigsten Fall doch sein kann. Dieses Mal ist es das Tagebuch von Plum, das ich lesen und anschauen sollte, sogar das „Tagebuch eines Hundes von Welt“. Naja, da bin ich genau der Richtige, denn bei allen Angelegenheiten eines Hundes von …

Konrad Paul Liessmann: Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift

Wer sich für das Thema „Bildung“ interessiert, sei es aus professionellen Gründen, als Betroffener oder einfach nur Interessierter, der findet in Liessmanns Schrift eine fundiert ausgeführte Gegenposition zu den regelmäßig in die Bestseller-Charts weit vorn notierten sogenannten Reformpädagogen oder den durch die mediale Aufmerksamkeit lautstark verbreiteten kritischen Schüler-, Eltern- oder Politikermeinungen. Liessmanns Überlegungen scheinen konservativ zu sein, obwohl der Konservatismus nicht seine politische Heimat ist. Er zeigt in seiner viele verschiedene Facetten von Bildung betrachtenden Argumentation auf, dass Bildung Mühe macht, dass Bildung mehr ist als Faktensammlung, weit mehr ist als die Heilsversprechen der neuen Kompetenzen – oder diverser Reformpädagogiken. Und er traut sich etwas, denn er führt, dem Zeitgeist völlig widersprechend, Humboldt an, stellt seine Idee eines drei Stadien berücksichtigenden Unterrichtskonzeptes (Elementarunterricht, Schulunterricht und Universitätsunterricht) vor und fragt, was Schule in diesem Sinne zu leisten habe. Kulturtechniken seien das, sprachliche Fähigkeiten und eben grundständiges Wissen. Und er verweist darauf, auch eine vermeintlich ganz alte und überholte Sichtweise, dass dem Lehrer eine ganz wichtige Rolle zukomme – die Studie des Australiers Hattie, der sich als …

Lese-Schwerpunkt I: Das ökonomische Denken – und wie es in alle Lebensbereiche eindringt

Mein besonderer Leseblick fällt, berufsbedingt wahrscheinlich, immer wieder auf die Bücher, die sich mit aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und den Einzelnen beschäftigen. Vor fünfzehn Jahren schon hat Uwe Jean Heuser in seinem Buch „Das Unbehagen im Kapitalismus“ darüber geschrieben, wie sich das „Prinzip Markt“ stetig ausbreitet, vordringt in immer mehr Bereiche unserer Gesellschaft. Was sich zum einen gut und vernünftig anhört, dass wir nämlich in immer mehr Bereichen selbstständige und eigenverantwortliche Entscheidungen treffen können, immer unter der Prämisse, ein „gutes Ergebnis“ zu erzielen, kann auch zur Last, zur Überforderung werden. Wir können einfach nicht immer Unternehmer in eigener Sache sein, immer nach dem Kalkül entscheiden, die beste Lösung – wie auch immer die definiert ist – auszuwählen. Schneller als gedacht haben sich tatsächlich diese Wettbewerbs- und Marktprinzipien in Bereichen eingenistet, die in „grauen Zeiten“ einmal explizit von Marktmechanismen ausgenommen wurden, nämlich genau in die Bereiche, die uns als gesellschaftliche Grundversorgungen so wichtig erscheinen, wenn wir ein gut funktionierendes Gemeinwohl aufrechterhalten wollen. Schneller als gedacht gibt es Wettbewerbs- und Marktmechanismen an …

Louis Begley: Zeig dich, Mörder

Es ist ja nicht so, als hätte es nicht genügend Warnungen gegeben. Thomas Brasch hat auf seinem Blog einen veritablen Verriss geschrieben und zielte mit in seine Kritik nicht nur auf den Autor, sondern auch auf Lektoren und Verlage. Und die nach der sehr enttäuschenden Lektüre konsultierte Rezensionsübersicht auf Perlentaucher  wusste auch nichts Besseres zu berichten: Dieser Roman bzw. Krimi ist kein mörderisches Lesevergnügen. Dabei sind die Fragen, um die die Handlung kreist, durchaus interessant und spannend – und politisch hochbrisant, nicht nur für die USA. Auch in Deutschland stellen sich diese Fragen, man muss nur die Berichterstattungen rund um die Machenschaften und Seilschaften im Zusammenhang mit einem fragwürdigen Gewehr beobachten – und es sind ja nun wirklich keine Verschwörungstheoretiker, die das brisante Material ans Tageslicht bringen: Welche Bedeutung also hat Gerechtigkeit in einer Demokratie? Und welche Bedeutung hat der Rechtsstaat in den USA (und in anderen demokratischen Ländern) im 21. Jahrhundert überhaupt noch? Können – und wollen – Anwälte noch ihrem Ehrenkodex nachgehen oder sind sie längst überzeugte oder irgendwie willfährig gemachte Handlanger der …

Lilian Loke: Gold in den Straßen

Mitten hinein in die Welt des Kaufens und Verkaufens führt Lilian Lokes Debütroman, in die Welt der Luxusimmobilien, der ausgesucht guten Kleidung, der Schuhe aus besonderem Leder, der teuren und schnellen Autos, des exklusiven Essens und der Benefiz-Galas. Und mitten drin ist Thomas Meyer, mit Allerweltsnamen und Allerweltsherkunft, aber dem besonderen Talent nicht nur Luxusimmobilien zu verkaufen, sondern ganze Lebensträume. An guten Tagen kann er seinen Kunden durch eine ganz ausgeklügelte Inszenierung des Objektes, durch dezente Hinweise auf die die verbauten feinsten Materialien, durch seine besonders gestalteten Besichtigungsrouten, und vor allem durch die dem jeweiligen Kunden völlig adäquate Ansprache, ein bisschen devot, immer zuvorkommend, an den richtigen Stellen bestimmt, die teuersten Immobilien zu leicht überteuerten Preisen verkaufen. Er geht hohes Risiko – und ist sehr erfolgreich. Thomas Meyer spielt in der falschen Liga und daran lässt Loke von Beginn an keinen Zweifel. Beim Joggen am Morgen geht er in Gedanken noch einmal die die Besichtigungsroute durch, mit der er den Kunden vom Haus überzeugen möchte. Bis gestern noch ist er so sicher gewesen, dass sein …