Monat: Dezember 2015

Buchsaitens-Blogparade 2015

Und wieder ist es Zeit für Katrins  nun schon traditionelle Jahresend-Blogparade, in der sie uns nunmehr zum siebten Mal ein paar Fragen aufgibt, die helfen, das eigene Lesejahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Ich mogel mal gleich ein bisschen, denn mich jeweils nur auf ein Buch festzulegen, so wie es Katrins Fragen nahelegen, das ist mir viel zu wenig. Und außerdem möchte ich noch ein paar Fragen hinzufügen, die ich auf Annas Buchpost gefunden habe, so wie ich das ja schon ein paar Jahre einfach mal so mache. 1. Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? Hier gibt es schon gleich mal mehrere Bücher, von denen ich mir zwar nicht unbedingt „wenig versprochen habe“, denn dann hätte ich sie nicht gelesen, die mich aber besonders beeindruckt haben, weil ich nicht erwartet habe, wie intensiv das Leseerlebnis werden wird. Das sind zwei Romane von ausländischen Autoren, von denen ich vorher nichts gelesen habe, deren Namen ich vorher nicht einmal kannte, und …

Johannes Anyuru: Ein Sturm wehte vom Paradiese her

Johannes Anyuru erzählt in seinem in Schweden mehrfach ausgezeichneten Roman eine Geschichte über Flucht und Entwurzelung. Er erzählt von einem Mann, der in die Mühlsteine der afrikanischen Politik und Kriege gerät, der seinen Traum, Pilot zu werden, nicht verwirklichen kann, statt dessen jahrelang auf der Flucht ist. Der, als er schließlich in Schweden ankommt, auch dort keine Heimat findet. Anyurus bedrückende Geschichte des Mannes aus Uganda, der nach dem Putsch Idi Amins nicht mehr in seine Heimat zurückkehren kann, weil er einer anderen, der falschen, Volksgruppe angehört, lässt sich lesen als Beispiel der Lebensnöte, die die Menschen – auch jetzt – zur Flucht zwingen, weil sie im eigenen Land eben keine Heimat haben, weil sie drangsaliert und verfolgt werden. Anyuru erzählt in seinem Roman aber auch die Geschichte des eigenen Vaters, eines ugandischen Kampfpiloten, der sich am Ende einer Odyssee durch die Verhörzimmer und Flüchtlingslager Tansanias, den erzwungenen Aufenthalt im Guerilla-Lager eines ugandischen Oppositionellen und der Flucht nach Kenia durch die Heirat mit einer Schwedin nach Europa retten kann, hier aber immer fremd bleibt. „P“ …

Friedrich Ani: Der namenlose Tag. Ein Fall für Jakob Franck

Gerade, in der Vorweihnachtszeit, können wir sie wieder betrachten, die Bilderflut der fröhlich unter einem Weihnachtsbaum viele Geschenke auspackenden Familien, die Bilderflut der Familien, die gemeinsam um einen reich gedeckten Tisch sitzen (auch noch aufgeladen mit christlicher Symbolik), gut gekleidet, gemeinsam glücklich: Das hohe religiöse Fest findet in den Niederungen der Werbung wenigstens als Familienfest statt, die hier übermittelten Bilder zeigen Familie von ihrer guten Seite, vermitteln zumindest eine Sehnsucht, wie Familie sein könnte. Diese schönen Bilder bricht Friedrich Ani in seinem jüngsten Roman. Er zeigt, wie es auch zugehen kann hinter der Fassade der bürgerlichen Familie, ohne Liebe, ganz ohne gegenseitige Achtung. Und das ist mindestens so düster, wie es das Buchcover schon verspricht. Ausgerechnet am 14. Februar, dem Valentinstag, dem Tag der Verliebten und der Liebe, geschieht etwas Ungeheuerliches für Ludwig Winther: eine Spaziergängerin findet seine 17-jährige Tochter erhängt im Park. Er ist in Salzburg, bei einem Training für Verkäufer und reist sofort zurück. Aber sein Leben ist völlig aus den Fugen geraten, er glaubt nicht daran, dass sich Esther das Leben genommen …