Monat: Oktober 2018

Virginie Despantes: Das Leben des Vernon Subutex 3

Vernon Subutex sitzt im Zug von Bordeaux nach Paris. Als die Landschaft beginnt, immer schneller vor seinem Fenster vorbeizuziehen, fällt ihm wieder ein, wie gerne er immer mit dem Zug gefahren ist. Er erinnert sich an die verschiedenen Fahrten mit der Bahn, in den Urlaub oder zu Weihnachtsfeiern, zu Freunden aufs Land oder zu Festivals. Und er fühlt wieder diese ganz besondere Stimmung, die im Zug entsteht, weil alle Passagiere sich in dieser Übergangssituation zwischen zwei Situationen, zwischen zwei Orten befinden und „für ein paar Stunden nicht gestört werden können“. Auch wenn er hier in schönen Erinnerungen schwelgt, der Grund für seine Paris-Reise ist ein ziemlich unangenehmer. Es sind ganz furchtbare Zahnschmerzen, die ihn quälen. „Wenn der kranke Zahn oben den Zahn unten berührte, durchbohrte ein Schwert seinen Körper, der Schmerz riss ihn hoch und zermalmte ihn. Er brüllte, ohne sich beherrschen zu können.“ Kein Mittel hilft, selbst Spülungen mit reinem Alkohol verschaffen nur kurze Erleichterung, Zahnschmerzen und Kater am nächsten Tag sind dann noch unerträglicher. Die Freunde im Camp beginnen zu organisieren. Rufen in …

Kathrin Gerlof: Nenn mich November

Katrin Gerlofs Roman scheint unter dem Radar der Literaturkritik zu fliegen, kaum besprochen auf den Blogs – jedenfalls habe ich noch keine Rezension gelesen -, wenig in den Zeitungen und einschlägigen Radiosendungen. Das ist schade, denn ihr Roman hat auf jeden Fall viel mehr Aufmerksamkeit verdient, seziert sie doch mit ihrer Geschichte von Marthe und David Lindenblatt, die aus Berlin in ein ziemlich verschlafenes Nest in der ostdeutschen Provinz ziehen, zumindest einen Teil aktueller deutscher Befindlichkeiten. Sie erzählt, wie so eine Abstiegsgeschichte aus dem großstädtischen Mittelstand aussehen kann und welche Tristesse auf dem Dorf herrscht, das schon alle vertrieben hat, die sich auch nur ein kleines bisschen mehr vom Leben erhoffen und das sich so wehrhaft gegen alles Fremde behauptet. Marthe und David müssen Privatinsolvenz beantragen. Daniels Geschäftsidee, kompostierbares Geschirr auf den Markt zu bringen, hat sich nicht durchgesetzt. Dabei schien das doch angesichts der Plastikmüllberge, die sich bis in die Meere erstrecken, eine gute Idee zu sein: „Papier rettet Meer“. Auch ihren Berater bei der Bank, Herrn Sommer, haben sie überzeugt, „mit einem aufgeblasenen …