Caroline Fourest: Generation Beleidigt. Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei. Über den wachsenden Einfluss Linker Identitärer. Eine Kritik
Noch nie ist es so einfach gewesen, den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten nach zu leben und die eigenen Vorstellungen vom Leben zu verwirklichen, wie in unserer modernen Welt. Noch nie so einfach also, eigene Vorstellungen vom Leben umzusetzen, die sich auch im Laufe der Zeit ändern dürfen, wenn wir offen bleiben für Veränderungen. Das gipfelt sogar in der – wenn auch fragwürdigen – Floskel davon, dass wir uns völlig neu erfinden können. Das ist die eine Seite der Identität, die Seite, die jeder selbst formen und gestalten können. Schwieriger ist es mit der Identität als politischem Begriff. Wenn Aspekte wie Herkunft, Geschlecht, Religion und Ethnie genutzt werden, um auf mehr oder weniger Möglichkeiten der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe hinzuweisen, wenn sie genutzt werden, um über Chancengerechtigkeit, über Diskriminierungen und patriarchale Strukturen zu debattieren. Das ist gut und sinnvoll, weil nur durch einen Diskurs, durch Zuhören und Empathie, durch Hineinversetzen und gemeinsames Suchen nach Lösungswegen gesellschaftliche Entwicklungen angestoßen werden können. Wenn diese Begriffe aber so genutzt werden, dass eine Gesellschaft wiederum zerfällt in die einen, die …