Monat: Mai 2014

Wo geht´s denn hier zur guten Literaturkritik? – Ein weiterer Baustein zur Debatte

Ich habe in dieser Woche die durch Maras Beitrag angeregte Diskussion über Qualität und Innovativität der Literaturkritik in Printmedien und auf Blogs verfolgt. Seit gestern reizt es mich sehr, einen der vielen konstruktiven Beiträge zu kommentieren. (Eine Übersicht über die bisherigen Diskussionsbeiträge findet Ihr bei Mara oder bei Anna.) Aus dem Kommentar ist dann ein ganzer Beitrag geworden, die freie Zeit des Feiertags und das ewig nieselige Wetter haben hier ordentlich Vorschub geleistet. So möchte ich der Diskussion noch nun ein paar weitere, wahrscheinlich gar nicht mal taufrische, Ideen hinzufügen: 1. Die so komplexe und differenzierte Diskussion, die auf den Blogs zu lesen ist, macht schon einmal deutlich, dass hier eben nicht Dilettanten – im negativen Wortsinn – am Werk sind, sondern Menschen, denen nicht nur die Literatur am Herzen liegt, sondern die außerdem auch noch der Sprache und der Argumentation mächtig sind. Das sind doch mal ganz gute Voraussetzungen, finde ich, um meinungsbezogene Beiträge zu schreiben. 2. Die Blogs, denen ich folge, sind von Menschen geschrieben, die sowohl von ihrer Vorbildung als auch von …

Philipp Lepenies: Die Macht der einen Zahl. Eine politische Geschichte des Bruttoinlandsproduktes

Jedes Jahr im Herbst veröffentlichen die Fünf Weisen das Herbstgutachten. Die Fünf Weisen stammen keineswegs aus dem Morgenland, sondern sind renommierte Wirtschaftsprofessoren, die mit ihrem Gutachten die wirtschaftliche Entwicklung des kommenden Jahres „berechnen“. Eine der wichtigen Kennzahlen, die sie veröffentlichen, ist die Schätzung des Bruttoinlandsproduktes, die andere nicht minder wichtige Kennzahl die der Wachstumsrate der deutschen Wirtschaft. Auf beide Kennzahlen wird mit großem Politik- und Medien-Interesse geschaut, die Verkündung der Zahlen ist die Vorhersage, wie es „uns“ im nächsten Jahr gehen wird. Groß also der Jubel, wenn sie üppig ausfällt, groß der Katzenkammer, wenn es nur einen Zuwachs von unter einem Prozent zu verzeichnen gibt, Weltuntergangsstimmung gar, wenn die Wirtschaft zu schrumpfen droht. Was hat es mit dem BIP und der Wachstumsrate aber auf sich, dass Regierungen und Medien so auf diese Zahlen schielen? Und welche Aussage haben diese Zahlen wirklich? Zeigen sie tatsächlich an, wie „gut“ es uns geht, ist das BIP wirklich ein Indikator dafür, wie es um unseren Wohlstand bestellt ist? Und woher stammt die Idee zu einem Bruttoinlandsprodukt? Diesen Fragen geht …

Die Sonntagsleserin: KW # 21 2014

Die Bücherphilosophin hat die Idee zu dieser allwöchentlich-sonntäglichen Blog-Rückschau über die besonderen Blogleseerlebnisse der vergangenen Woche. Bei der Bücherphilosophin findet Ihr auch eine Liste der anderen Sonntagsleser, bei denen es immer vieles zu entdecken gibt. Immer noch aus arbeitstechnischen Gründen sehr Blog- und Roman lesebeschränkt, habe ich aber doch in der vergangenen Woche an dem ein oder anderen Beitrag meine Freude gehabt und so einen Blick von meinem Schreibtisch in die große weite Welt tun können. Und was gab es da nicht alles zu sehen und zu lesen: Literaturen hat den dritten Geburtstag gefeiert („Herzlichen Glückwunsch“ und großen Tusch), Bücherphilosophin und buechermaniac sind verreist (oh wie neidisch angesichts meiner Stapel-arbeit), muromez zeigt uns Autorenköpfe als streetart und Maren und Birgit liefern sich einen witzigen Bilderschlagabtausch um die schönsten maritim geschmückten Schaufenster Lesenswerte Artikel: Bei literaturundfeuilleton hat Nadine noch einmal die Reise Jörg Albrechts zur Buchmesse nach Abu Dhabi zusammengefasst, für deren Verlaufsbeschreibung sich nun der Titel kafkaesk tatsächlich aufdrängt. Zum Glück ist alles noch einmal gut gegangen und wir können froh und dankbar sein, in …

Die Sonntagsleserin: KW # 19 2014

Die Bücherphilosophin hat die Idee zu dieser allwöchentlich-sonntäglichen Blog-Rückschau über die besonderen Blogleseerlebnisse der vergangenen Woche. Bei der Bücherphilosophin findet Ihr auch eine Liste der anderen Sonntagsleser, bei denen es immer vieles zu entdecken gibt. Mein Bloglese in dieser Woche stand wieder ganz im Zeichen der Bücher. So habe ich einige Titel entdeckt, die ich gerne lesen würde, andere habe ich schon im Regal stehen, so dass meine Vorfreude nun noch größer ist. Der Kaffeehaussitzer empfiehlt Peter Englunds Geschichten von neunzehn Menschen, die den Ersten Weltkrieg miterlebt haben und deren Leben er durch das Studium von Tagebüchern, Briefen oder Gesprächen mit Freunden und verwandten recherchiert hat. So entstehen kleine, private Geschichte über „Schönheit und Schrecken“, so der Titel, oder, wie es im Untertitel heißt, „Eine Geschichte des Ersten Weltkrieges“, wie sie in den Geschichtsbüchern nicht erzählt wird, weil uns Geschichtsbücher eben nichts darüber berichten, wie es den einzelnen Menschen ergangen ist: „Viel näher“, so schreibt Uwe resümierend, „ kann man der Zeit zwischen 1914 und 1918 nicht kommen.“ Auch auf Herberts Bücherblog, auf dem wir …

FO: Autumn Rose aus Isagers Hochlandwolle

Endlich fertig! Nach Jahren, nach langer, langer Existenz als UFO versunken und immer wieter versinkend in einem Wollkorb. Nun habe ich mich doch erbarmt, das Strickmuster wieder hervorgekramt und endlich die Ärmel fertig gestrickt, alle Strickstücke zur Schneiderin gebracht, damit sie den in Runden gestrickten Körper und die zusammen ebenfalls rund gestrickten Ärmel absteppen und aufschneiden kann und dann „noch eben“ die Knopfleiste und den Halsauschnitt gestrickt – bei 2,5er Nadeln und bei der Länge der Kanten, hat das noch einmal ganz schön lange gedauert. Der Autumn Rose Pullover gefällt mir ja schon seit ein paar Jahre, allerdings mag ich Pullover aus Wolle nicht so gerne – viel zu warm in immer überheizten Räumen – und stricke deshalb lieber Jacken. Außerdem hat das Pullimodell nur dreiviertel Ärmel und einen riesigen sommerlichen Halsausschnitt. Also habe ich einen anderen Entwurf gesucht und bin in der Verena  bei einem Strickmantel fündig geworden. Verstrickt habe ich Isagers schottische Hochlandwolle, die es nun schon gar nicht mehr gibt. Sie ist schön dünn (dadurch dauert die Strickerei natürlich ewig) und bietet …

Die Sonntagsleserin: KW # 18 2014

Die Bücherphilosophin hat die Idee zu dieser allwöchentlich-sonntäglichen Blog-Rückschau über die besonderen Blogleseerlebnisse der vergangenen Woche gehabt. Bei der Bücherphilosophin findet Ihr auch eine Liste der anderen Sonntagsleser, bei denen es immer viele spannende Beiträge zu entdecken gibt. Mich haben in dieser Woche die folgenden Artikel besonders interessiert, zum einen, weil sie meine Bücherliste vergrößerten, zum anderen, weil sie genau das Thema der übervollen Leselisten kritisch beäugten. Leseschatz empfiehlt ein Buch über „die Vorzüge des Wartens“, das die Journalistin Friederike Gräff verfasst hat. Genau die richtige Lektüre für jemanden, der so ungeduldig ist, wie ich. Und als Wochenendtipp wird auf dem Blog nichts geringeres empfohlen als: EIN BUCH. Wolfgang Schiffer ist von Island nach erst nach Wisconsin und dann mit Ishmael, dem Ermittler in einem Mordfall, nach Kenia gereist. Er empfiehlt uns den Roman „Nairobi Heat“ von Mukoma wa Ngugi, der nicht nur ein Krimi sei, sondern auch der Frage nachgehe, wie sich ein schwarzer Amerikaner in Afrika fühle. – Und nebenbei ist der Roman auch noch auf der SWR-Bestenliste Mai in der Rubrik „persönliche …

Birgit Vanderbeke: Der Sommer der Wildschweine

Birgit Vanderbeke breitet in ihrem Roman vom „Sommer der Wildschweine“ ein Familien-Wimmelbild vor uns aus, oder – um im Bild eines der Themen des Romans zu bleiben – verknäuelt die Erlebnisse, Interessen und Erfahrungen Leos und Milans sowie ihrer Kinder Johnny und Anouk gehörig, um sie dann im Laufe der Erzählung zu entwirren und zu einem ordentlichen (Woll-)Knäuel aufzuwickeln. So wuseln also die unterschiedlichsten Themen vor den Augen des Lesers herum: die wirtschaftlich immer höchst gefährdete Situation von Einzelunternehmern, die von jeder Wirtschaftskrise betroffen sind, die Hausbesetzerszene im Frankfurter Westend in den 1980er Jah-ren, das strickende soziale Netzwerk ravelry, die Kunst des Bloggens, der Bau von Lautsprecherbo-xen für anspruchsvolle Kunden, Strickdesigns und hochwertige Garne, Keywords im Zeitalter des Contents, Hilfe für ölverschmierte Pinguine, Pervasive Computing, Unwetterkatastrophen im Fern-sehen, Industrial Design, PETA, 3-D-Programmierung, die wirtschaftlichen Interessen einer Ölgesellschaft – und eben Wildschweine. Über Wildschweine, so berichtet Leo, die Ich-Erzählerin dieses Fadengewirrs, habe sie gerade letztens einen knappen Artikel gelesen, der eigentlich nur Content gewesen sei, ein Text zu einem Bild, für ein paar Cent von einer …