Monat: November 2015

V.M. Straka: S. – Das Schiff des Theseus

Christoph Waltz erklärt in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung (leider nicht online) Figurenensemble und Konflikt der Bond-Filme als konsequente Weiterentwicklungen des Volkstheaters des 19. Jahrhunderts. Im süddeutschen Raum, so Waltz, sei der Held eben nicht James Bond, sondern unter dem Namen Kasperl bekannt. Er habe mit der Großmutter, die die moralische Autorität darstelle, mit dem Polizisten, der für den Staat stehe und mit seinem Freund Seppl aber ähnliche Figuren um sich, wie heute James Bond, und auch Kasperl kämpfe selbstverständlich gegen das Böse, hier in Gestalt des Räubers, des Krokodils und des Todes. Diese archetypischen Figuren und Erzählstrukturen funktionieren offensichtlich nicht nur in den Bond-Filmen, sondern in allerlei anderen Abenteuer- und Heldengeschichten auch. Und sie lassen sich auf jeden Fall zurückverfolgen bis in die griechischen Mythen. So erzählt zum Beispiel die Geschichte von Theseus auch von seinem legendären Kampf im Labyrinth von Kreta gegen den Minotaurus, einer Gestalt halb Mensch, halb Stier, einem bösartigen, unbesiegbaren Gegner jedenfalls, dem die Athener alle neun Jahre sieben junge Männer und Frauen opfern müssen. Ariadne, die Tochter des …

„Erschlagt die Armen“ – Warum Gespräche über Literatur so wertvoll und wichtig sind

Kai und ich haben uns vor ein paar Wochen auf dem Blog verabredet, Shimona Sinhas Roman gemeinsam zu lesen, darüber jeweils eine Besprechung zu veröffentlichen und über ein Interview miteinander ins Gespräch zu kommen (hier lest Ihr Kais Besprechung). Schon bei unseren Besprechungen ist deutlich geworden, dass wir ganz unterschiedlich auf den Roman geschaut haben, dass Kais Beurteilung deutlich kritischer ist. Trotzdem hat sein Blickwinkel mir noch einmal eine weitere Ebene der Rezeption erschlossen, nämlich gerade durch seinen viel genaueren Blick auf die Rolle der Frau in der indischen Gesellschaft. Nun folgt also unser Interview, das wir auf beiden Blogs veröffentlichen – und Eure Kommentare sind uns herzlich willkommen, damit wir weiter intensiv über Literatur sprechen können. Interview mit Kai Claudia: Lieber Kai, Du hast ja nun auch Shumona Sinhas Roman „Erschlagt die Armen“ gelesen. Mich hat der Roman unheimlich fasziniert, sodass ich ihn gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Doch trotz der nur wenig über 100 Seiten, hat die Lektüre schon seine Zeit gebraucht. Wie ist es Dir beim Lesen ergangen? Kai: …