Monat: Dezember 2013

Blogparade von buchsaiten.de

Schon zum fünften Mal veranstaltet Katrin von BuchSaiten eine Blogparade. Mit ihren Fragen regt sie an, die Lektüreerlebnisse eines Jahres zu überdenken. Das finde ich eine sehr gute Idee einer Rückschau und eines kleinen Blickes in die Zukunft. Weil mir der leicht erweiterte Fragebogen von Anna von buchpost.de so gefällt, habe ich ihre Ergänzungen gleich mal ganz frech hier mit eingefügt. 1.      Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? (und Begründung) Im Prinzip landen ja nur solche Bücher auf meinem Stapel, von denen ich mir schon etwas verspreche, also eine interessante Handlung, ein tolles Thema oder eine ganz besondere Form. Aber es gibt natürlich Bücher, die mich beim Lesen dann trotzdem noch sehr positiv überraschen. Das sind oft Bücher, von denen ich vor ihrer Lektüre nicht viel gelesen habe, sei es im Feuilleton oder bei den Besprechungen auf den Blogs, so dass mich das lesen dann doch sehr positiv überraschen kann. Das sind in diesem Jahr u.a. folgende Bücher gewesen:  Anna …

Angelika Overath: Alle Farben des Schnees. Senter Tagebuch

Der kleine Ort Sent im Unterengadin scheint für Angelika Overath und ihren Mann seit vielen Jahren eine besondere Anziehungskraft zu haben. Nachdem sie viele Urlaube in Griechenland verbracht haben, beginnt die Bergwelt sie zu faszinieren, beim Skifahren zuerst, dann auch in den Sommerurlauben. Irgendwann kommt die Idee auf, hier eine Ferienwohnung zu kaufen, wenn erst genug Geld vorhanden ist. Und dann sehen sie, ein paar Jahre später, einen kleinen Zettel in einem Schaufenster, auf dem ein Bauernhaus in Sent angeboten wird, schon mit Plänen, wie hier zwei Wohnungen entstehen könnten. Sie verabreden einen Termin, sich das Haus vor Ort anzuschauen und wissen, „dass diese fremden Räume etwas mit uns zu tun hatten“. Und dabei ist der erste Eindruck nicht der beste: „Das Haus war häßlich. Rauher, auberginenfarbener Putz, blaue, abbröckelnde Fensterläden. Wie ein Balkon hing ein selbstgebauter Hasenstall auf mittlerer Höhe.“(S. 17) Ein paar Jahre verbringt die Familie ihre Ferien in Sent, in ihrem umgebauten Haus, und schon kommt der nächste Gedanke: Wie wäre es, hier zu leben, das ganze Jahr über und nicht nur …

Abbas Khider: Brief in die Auberginenrepublik

Über Nacht aus einem Land zu fliehen, um die eigene Haut zu retten vor Willkür, Verhaftung und Folter, und in einem anderen Land bei Null anzufangen, das ist das eine. Das andere aber ist, dass Menschen zurückbleiben, Eltern, Geschwister, Freunde, die Freundin, und es keinen Weg gibt, mit ihnen in Kontakt zu kommen, nicht einmal um zu melden, dass man gut angekommen sei in der Sicherheit des benachbarten Landes, ohne dass die dienstbaren geister des Staates mithören und mitlesen und so die Zurückgebliebenen auch noch in Gefahr zu bringen. Vielleicht ist das heute leichter, aber 1999, in der Zeit, aus der uns Abbas Khider die Geschichte eines Briefes erzählt, galt das Schicken eines Briefes über die normalen Wege als sehr gefährlich. So steht Salim seit zwei Jahren immer wieder ratlos vor der Post von Bengasi, in Libyen. Er ist zusammen mit anderen Studenten wegen Lesens „verbotener Bücher“ (S. 12) verhaftet worden. In der Folterkammer, die die Gefangenen als die „Schweiz“ bezeichnen, weil auf dem Elektroschockgerät der Aufkleber „Made in Switzerland“ prangt, hat er nichts verraten, …

Werkstatt: Aus Yak wird Bloody Mary

Nach dem  bunten Winterschal muss ich mal wieder etwas Dunkles, Einfarbiges stricken. Und etwas mit Muster, nicht ganz so „mindless“ wie der Schal. So kann bei einem einfarbigen Stück ein Muster für Ablenkung sorgen, sowohl beim Stricken als auch später beim Betrachten. Im Woll-Glas wartet die schöne Yak in anthrazit. Genau das richtige Garn für ein kuschelige Winterjacke. Yak wird immer wieder in Verbindung mit Cashmere gebracht, sie sei ebenso weich, aber viel billiger. Weich ist sie wirklich, das merke ich schon beim Stricken. Und das schöne Zopfmuster der Bloody Mary von Thea Coleman hat es mir ja schon länger angetan. Auch der Schnitt gefällt mir, vor allem bei der kürzeren Version, die auf dem Blog leider nicht zu sehen ist. So passt die Yak doch toll zur Bloody Mary, die wohl nun eine Darkgrey Mary wird.    Das Muster ist recht einfach, nach zwei Wiederholungen braucht es kaum noch die Anleitung. Ein bisschen umrechnen musste ich natürlich, weil ich nie mit so dicken Garnen stricke, wie sie in den Anleitungen genutzt werden (viel zu …

Michael Köhlmeier: Die Abenteuer des Joel Spazierer

Joel Spazierer ist ein Lügner, ein Dieb und ein Mörder. Er ist ein Schutzengel, ein fürsorglicher Begleiter, ein liebevoller Vater. Er arbeitet als Automechaniker ebenso erfolgreich wie als Drogendealer und Professor für wissenschaftlichen Atheismus (!). Joel Spazierer bewegt sich problemlos in Städten des West- und des Ostblocks, wenn es sein muss, macht er sich unsichtbar und lebt wochenlang im Wald oder im Keller eines Luxushotels. Er kommt in der Unterwelt genauso klar wie in der Gesellschaft der Industriellen oder der Apparatschiks der DDR:  Joel Spazierer besitzt die Gabe der Anpassung an die unterschiedlichsten Lebensbedingungen. Natürlich ist Joel Spazierer nicht sein richtiger Name. Geboren ist er, nach eigenen Auskünften jedenfalls, im März 1949 in Budapest als András Fülöp. Sein Großvater, Ernö Fülüp, ist Leiter der internen Abteilung an der Semmelweisklinik. Er gerät in die Hände der Staatssicherheit, deren Häscher ihn einsperren und foltern, weil sie ihm vorwerfen, er habe versucht, den Parteivorsitzenden Ungarns während einer Gallenblasenoperation auf Geheiß des jugoslawischen Politikers Tito zu ermorden. Seine Großmutter, Helena Fülöp-Ortmann, eine Ägyptologin, die mit einem Buch über Echnaton …