Monat: Dezember 2019

Fast schon das Ende des Jahres: Mein Lesejahr 2019

Wenn ich mein Lesejahr Revue passieren lasse, dann lassen sich zunächst einmal paar Zahlen festhalten: Gelesen habe ich zwar ein paar Bücher mehr, auf dem Blog berichtet habe ich jedoch nur über 20 Romane und Sachbücher: Der ganz normale Alltag hat wohl in diesem Jahr mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich gedacht hätte. Wenn ich den kommenden Artikel zur „Digitalen Ethik“ von Sarah Spiekermann mitrechne, dann ist mit 10:10 die Geschlechterverteilung meiner Lektüren – ohne dass ich es darauf angelegt hätte – ausgeglichen. Und aus den Indie-Verlagen stammen immerhin auch 9 Titel. Ein neuer Leseschwerpunkt hat sich auf dem Blog ergeben, weil ich neugierig bin, wie die Digitalisierung in die Erzählungen einzieht, wie die Wissenschaft sich damit auseinander setzt. In der fiktionalen Literatur wird die Digitalisierung bisher eher als Dystopie erzählt, dann, wenn ein problematischer Aspekt in die Zukunft fortgeschrieben wird. Aber es gibt ja auch auch Berit Glanz´ „Pixeltänzer“ , einen Roman aus der Gegenwart, der das Widerstandspotential der Digitalisierung und der dazu gehörenden Arbeitsprozesse auf spannende Weise auslotet. Und was ist sonst …

Berit Glanz: Pixeltänzer

Berit Glanz´ Debütroman reiht sich schon vom Titel her nahtlos ein in die Reihe aktueller Romane, die davon erzählen, was Digitalisierung alles bedeuten kann. Und ist – zum Glück – ganz anders. Denn Glanz entwirft keine dystopische Zukunftsgesellschaft, in der KI und Algorithmen längst das Kommando übernommen haben, so, wie wir es in den jüngsten Romanen von Schönthaler und Braslavsky lesen können. Glanz siedelt ihren Roman im Hier und Jetzt an und lässt ihre angepasst-unangepasste Protagonistin Beta von ihrem Leben erzählen. Davon, dass sie sich als Junior-Quality-Assurance-Testerin bei der Fehleranalyse mit Gorilla- und Monkey-Tests ein wenig langweilt. Und sich deshalb gerne auf ein Detektivspiel einlässt, das sie in die Theaterszene der 1920er Jahre führt. Dort experimentiert das Künstlerpaar Lavinia und Walter mit freiem Tanz und fantasievollen Masken und Kostümen, angetrieben von einer großen Lust auf Veränderung, ja, auf Revolution. Gegensätzlicher könnten die heutige IT- und die Theaterwelt vor hundert Jahren gar nicht sein. Aber genau aus diesem Spannungsverhältnis bezieht der Roman seinen ganz besonderen Reiz. Beta hat alles, was zu einer Erfolgsbiografie der heute 30-Jährigen …