Ferdinand von Schirach: Terror
Darf ein Luftwaffenpilot ein von Terroristen entführtes Flugzeug abschießen, um so zu verhindern, dass das Flugzeug in einem voll besetzten Fußballstadion zum Absturz gebracht wird? Genau diese Frage verhandelt von Schirachs Theaterstück „Terror“. Verhandelt es im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Zuschauer erleben nicht nur die Gerichtsverhandlung auf der Bühne, sondern sind selbst die Schöffen, die abstimmen über eine Verurteilung oder einen Freispruch des Piloten. Es sind immer wieder diese moralisch und auch rechtlich fast unlösbaren Fragen, die, in Literatur verarbeitet, dem Leser und Zuschauer nicht nur zeigen, was Rechtsstaatlichkeit im besten Sinne bedeutet, nämlich eine sachliche, möglichst emotionslose Abwägung verschiedener Argumente, sondern ihn auch einbeziehen in diesen Abwägungsprozess, ja, von ihm eine Stellungnahme einfordern. Im letzten Jahr hat Ian McEwan in seinem Roman „Kindeswohl“ solch eine Gerichtsverhandlung erzählt, in der die Parteien sich mit guten Argumenten ausgetauscht haben darüber, ob einem jungen Mann, der aber noch nicht volljährig ist, eine Bluttransfusion gegeben werden soll, auch wenn er und seine Eltern dies aus religiösen Gründen ablehnen. Gerade die Schilderung dieses Gerichtsverfahrens, dieses Abwägens der …