Monat: Juli 2016

Rasha Khayat: Weil wir längst woanders sind

Saudi-Arabien ist nicht gerade ein Land, in das es Mitteleuropäer, zumal Frauen, in Scharen zieht: Ein absolutistischer König herrscht, die islamische Religion wird besonders konservativ und streng ausgelegt. Die Folgen sind die Verletzung von Menschenrechten, eingeschränkte Meinungsfreiheit und archaische Strafen wie Steinigung und Auspeitschung, von der Todesstrafe ganz zu schweigen. Für Frauen wird die Situation noch einmal schwieriger, denn sie müssen sich nicht nur in der Öffentlichkeit verschleiern und dürfen nicht Autofahren, dürfen nicht mit nicht-verwandten Männern zusammentreffen, was (universitäre) Bildung, was Arbeit, ja sogar die Krankenversorgung erschwert, sie haben vor allem nur eingeschränkte Rechte, weil sie immer einen männlichen Vormund haben, der über sie bestimmen kann, erst den Vater, dann den Ehemann. Fürwahr kein Traumland. Dorthin, nach Jeddah, fliegt Basil. Seine Schwester Layla hat ihn zu ihrer Hochzeit eingeladen. Und Basil nimmt die Einladung an, einmal natürlich, weil ihn seine Schwester darum gebeten hat, aber auch, weil er verstehen möchte, was sie zu diesem Schritt treibt. Basil und Layla, Layla und Basil, das ist die Geschichte gewesen von zwei Geschwistern, fast Zwillingen gleich, die …

Vincenzo Latronico: Die Verschwörung der Tauben

In die Welt des großen Geldverdienens taucht Vincenzo Latrinicos Roman von der „Verschwörung der Tauben“ ein und führt uns vor allem das Personal vor, das für diesen ebenso großen Betrug verantwortlich ist. Das große Geld verdienen – das ist der Traum der Mitspieler, die diesen Roman bevölkern. Gar nicht mal, um sich dann mit edlen Gütern zu umgeben oder dem schönen Nichtstun zu frönen, sondern vielmehr um endlich die Anerkennung des Vaters zu bekommen, wenn der große Deal klappt, oder, noch besser: um im Wettbewerb mit den anderen Spielern als der Sieger hervorzugehen, der das ganz große Rad gedreht hat – und vielleicht auch aus Rache. Verschiedene Wege gibt es, um an das große Geld zu kommen: Eine akademische Karriere kann Reputation und viele gute Kontakte erschaffen, die für kleinere und größere Geschäfte „nebenher“ genutzt werden können, sodass zum staatlich gesicherten Einkommen ein kleines oder auch größeres Zubrot verdient werden kann; es können Häuser gebaut oder restauriert werden, beständige Werte immerhin, die eine Wertschöpfung darstellen; es können Häuser luxussaniert werden und Stadtviertel aufgewertet – gentrifiziert …