Brigitte Kronauer: Gewäsch und Gewimmel
In fernen Zeiten, als das Wäschewaschen in einem Dorf noch gemeinschaftlich am Fluss, am Brunnen oder am Waschtrog stattfand, trafen sich die Frauen. Und während sie ihre Wäsche gemeinschaftlich einweichten, einseiften, schrubbten und bürsteten, kneteten, ausspülten, bleichten und trockneten, vertrieben sie sich die Zeit mit Gesprächen. Sie schwätzten und tratschen und schnatterten und klatschten und tauschten sich aus über die Fehler der anderen: sie wuschen also schmutzige Wäsche in verschiedener Hinsicht. Nun wird schon ewig nicht mehr am Dorfplatz gemeinsam gewaschen, geblieben ist das Gewäsch aber trotzdem: der Flurfunk belebt und würzt den Büroalltag, das Schwätzchen am Zaun verschafft die Teilhabe am Leben der vielen näher und entfernt wohnenden Nachbarn, im Supermarkt wird zwischen Kartoffeln und Möhren die Krankengeschichte der unglücklichen Tante zum Besten gegeben und bei der Geburtstagsfeier erhalten die Gäste einen mehr oder weniger ausführlichen Überblick über den Verlauf der Geschichte des schwarzen (Familen-)Schafes seit dem letzten Jahr. Es wird ja auch so gerne gesprochen über die, die gerade nicht da sind, geklatsch und getrascht, „gehaspelt, gesponnen, geschnurrt“, vor allem: verraten. Ob das …