Monat: Juni 2015

Jutta Reichelt: Wiederholte Verdächtigungen

„Wir sind nicht dafür geboren, was wir mit kurzsichtigen Augen für unser eigenes, kleines, persönliches Glück halten, denn wir sind nicht lose, unabhängige und für sich bestehende Einzelwesen, sondern Glieder einer Kette.“ Das schreibt Konsul Buddenbrook seiner Tochter Toni, als die bei den Hochzeitsplänen nicht ihrem Vater und seiner Idee einer Familientradition folgen möchte, sondern ihrem eigenen Herzen. Diese Art der Familientradition, die durch die Eltern und aus dynastischen Gründen arrangierte Ehe, hat ja zum Glück heute nicht mehr so eine große Bedeutung. Trotzdem aber gilt nach wie vor, dass wir alle Glieder einer Kette sind, nämlich insofern, als dass wir die Erfahrungen und Erlebnisse, die Geschichten und Anekdoten, die Konflikte und Auseinandersetzungen, ja, auch die Traumata unserer Eltern und vielleicht auch unserer Großeltern mit uns herumtragen – und manchmal wissen wir das nicht einmal. Jutta Reichelt hat solch eine traumatische Geschichte zur Urszene ihres Romans gemacht und schaut, wie solch ein Trauma durch die Generationen weiter lebt. Da ist Christoph, mittlerweile dreißig Jahre alt, Akademiker mit Aussicht auf eine Promotion, leidenschaftlicher Fan von Werder …

Martin Suter: Montecristo

Vielleicht erinnert sich noch einer der Leser an Helmut Dietls „Kir Royal“ und an die Geschichte des Generaldirektors Haffenloher (gespielt von Mario Adorf), der nun nicht unbedingt mit der mafiös-brutalen, sondern mit der rheinländisch-freundschaftlichen Art versucht, den Klatschreporter Schimmerlos davon zu überzeugen, doch endlich eine Story über ihn zu veröffentlichen: Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast. Ich schick dir jeden Tag Cash in einem Koffer. Das schickst du zurück. Einmal, zweimal, vielleicht ein drittes Mal. Aber ich schick dir jeden Tag mehr. Irgendwann kommt der Punkt, da bist so mürbe und so fertig und die Versuchung ist so groß und da nimmst es. Und dann hab ich dich, dann gehörst du mir. Dann bist du mein Knecht. Ich bin dir einfach über. Gegen meine Kohle hast du doch keine Chance. Ich will doch nur dein Freund sein – und jetzt sag Heini zu mir. So ähnlich scheint es auch Jonas Brand zu gehen, nur dauert es sehr lange, bis er merkt, dass er mitten drin …

Zu Besuch bei Maulwurf, Tüpfel-Hyäne und Co – #bookupDE beim Peter Hammer Verlag

Der wohl bekannteste Maulwurf Deutschlands hat seine – verlegerisches – Heimat in Wuppertal, genauer gesagt: „auf´m Rott“. Dies ist ein berühmt-berüchtigtes Fahrschulparadies, denn enge Einbahnstraßen und zum Teil steile Straßen, die das Anfahren an jeder kreuzenden Straße zur Herausforderung werden lassen, erfreuen das Herz vieler Fahrlehrer – und Fahrprüfer. Das Viertel auf dem Berg ist dabei so zugebaut, dass es wohl für richtige Maulwürfe nur wenig kreativen Gestaltungsraum in den nur kleinen Grünflächen gibt. Aber, am Ende einer Sackgasse, da hat sich der Peter Hammer Verlag niedergelassen, wo sich der Maulwurf, der sich fragt, wer ihm auf den Kopf gemacht hat, dann doch sehr wohl fühlt. Und dort fand am letzten Dienstag ein #bookup statt, zu dem sich einige Bloggerinnen – nebst Anhang – zusammenfanden, um einen gemeinsamen Nachmittag im „realen Leben“ zu verbringen. Der kleine unabhängige Verlag residiert in einer Souterrain-Wohnung, die aber, ganz typisch für manche Viertel Wuppertals, obwohl halb im Keller, doch so hoch auf dem Hügel liegt, dass sie wiederum wunderbare Weitblicke auf den gegenüberliegenden Hügel ermöglicht. Vor der Tür begrüßt …