am Rande notiert

Zu Besuch bei Maulwurf, Tüpfel-Hyäne und Co – #bookupDE beim Peter Hammer Verlag

ph_3Der wohl bekannteste Maulwurf Deutschlands hat seine – verlegerisches – Heimat in Wuppertal, genauer gesagt: „auf´m Rott“. Dies ist ein berühmt-berüchtigtes Fahrschulparadies, denn enge Einbahnstraßen und zum Teil steile Straßen, die das Anfahren an jeder kreuzenden Straße zur Herausforderung werden lassen, erfreuen das Herz vieler Fahrlehrer – und Fahrprüfer. Das Viertel auf dem Berg ist dabei so zugebaut, dass es wohl für richtige Maulwürfe nur wenig kreativen Gestaltungsraum in den nur kleinen Grünflächen gibt. Aber, am Ende einer Sackgasse, da hat sich der Peter Hammer Verlag niedergelassen, wo sich der Maulwurf, der sich fragt, wer ihm auf den Kopf gemacht hat, dann doch sehr wohl fühlt. Und dort fand am letzten Dienstag ein #bookup statt, zu dem sich einige Bloggerinnen – nebst Anhang – zusammenfanden, um einen gemeinsamen Nachmittag im „realen Leben“ zu verbringen.ph_1

Der kleine unabhängige Verlag residiert in einer Souterrain-Wohnung, die aber, ganz typisch für manche Viertel Wuppertals, obwohl halb im Keller, doch so hoch auf dem Hügel liegt, dass sie wiederum wunderbare Weitblicke auf den gegenüberliegenden Hügel ermöglicht. Vor der Tür begrüßt den Besucher kein Maulwurf, sondern ein Pinguin, der aus der Pinguinale von 2006 stammt, einer Aktion zum 125-jährigen Bestehen des Wuppertaler Zoos, die dazu führte, dass sich plötzlich überall im Stadtbild viele lustig bemalte Pinguine zeigten.

ph_4Gleich hinter dem Pinguin sind wir sehr herzlich von den Verlagsfrauen in Empfang genommen worden. Bei Maulwurfskuchen, Sekt und Kaffee lauschten wir der Geschäftsführerin Monika Bilstein, die die Geschichte des Verlags erzählte – und gleich noch ein paar schöne Geschichten aus der Verlagslegende. Und sie raubte uns auch erst einmal die vielleicht bestehende Illusion, dass wir Peter Hammer persönlich kennenlernen könnten. Den Verlagsgründern nämlich, die sich 1966 auf die Fahnen geschrieben hatten, einen politisch querdenkenden Verlag zu gründen, gefiel der Name „Peter Hammer“, der seit dem17. Jahrhundert immer wieder von oppositionellen Schriftstellern und Journalisten als Pseudonym verwendet wurde, um die eigene Person vor den Übergriffen der Obrigkeit zu schützen. In Frankreich waren solche Artikel von einem gewissen Pierre Marteau unterzeichnet. Bis heute, so erzählte Monika Bilstein, kommen immer wieder Briefe für Peter Hammer im Verlag an. Und als es einmal auch einen männlichen Kollegen gab, wurde der bei Messen und anderen öffentlichen Veranstaltungen auch immer gleich als Herr Hammer begrüßt.

Jedenfalls zeigt der Name, bis heute, die Ausrichtung des Verlages an, nämlich durchaus kritische Stimmen unabhängig vom Mainstream zu verlegen. Dieser Aspekt spiegelt sich darin, dass von der ersten Stunde, der Idee der Einen Welt folgend, lateinamerikanische und afrikanische Autoren verlegt wurden, dass das deutsche Gesamtwerk Ernesto Cardenals im Verlag erschienen ist, ebenso wie Titel von Giaconda Belli und Eduardo Galiano. Und in jedem Programm sei mindestens ein Titel aus Afrika, ein Titel aus Südamerika zu finden.

Unter diesem verlegerischen Leitbild hat es auch der Maulwurf mit seinem außergewöhnlichen Problem vor 26 Jahren in den Verlag geschafft. Dass so ein Thema letztendlich doch ankommt bei den Lesern, das hätte man im Gefühl, auch wenn sich manchmal der Erfolg so schnell nicht einstellt, erzählt Monika Bilstein. Beim Maulwurf hat es geklappt, erst in Deutschland, später auch im Ausland. Und auch wenn die ausländischen Verlage – Monika Bilstein erzählte amüsiert von der blasierten Ablehnung einer englischen Verlegerin – zunächst nicht besonders beeindruckt vom Maulwurf waren, so ist er doch mittlerweile in über dreißig Sprachen übersetzt und die Mitarbeiterinnen seien immer noch ganz begeistert, wenn sie wieder ein neues Buchpaket mit dem Maulwurf in einer fremden Sprache auspackten.

ph_2Und so begründete dieses Kinderbuch erst richtig eine Sparte des Verlags, der mittlerweile zur Einnahmequelle geworden sei und so das Wagnis der südamerikanischen und afrikanischen Literatur erst möglich mache. Und natürlich sind von Erlbruchs Erfolg auch immer wieder neue Autoren auf den Verlag aufmerksam geworden. Aus 1000 Manuskripten, die beim Verlag eingereicht werden, entsteht letztendlich ein Buch, das verlegt wird – und es kommen in der Woche durchschnittlich 50 Manuskripte an.

Claudia Putz, die im Verlag die Presse betreut, stellte uns dann mit großer Begeisterung drei neue Kinderbücher vor. Die „Fünferbande“, eine Geschichte um die fünf Finger einer Hand, die auf einmal ihre Doppelgänger kennenlernen, nämlich die fünf Finger der anderen Hand. Und schon entsteht ein großer Streit, gar ein „Handgemenge“, das sich erst löst, als ein Vogel sie beschmutzt und sie merken, dass sie nur gemeinsam eine Lösung finden können. Und die Gutenacht-Geschichten rund um den kleinen Löwen und den kleinen Clown, die abends im Circus auftreten, tagsüber aber eine Menge Abenteuer zu bestehen haben, wenn der kleine Löwe nämlich beispielsweise nichts mehr sieht, weil seine Haare so lang geworden sind und der kleine Clown ihn zum Friseur bringt. Zum Schluss haben wir noch „Kleopatra“ kennengelernt, eine wild grinsende Tüpfel-Hyäne, die aus dem Zoo ausgebüxt ist und nun in einem blauen Fass auf der Müllkippe lebt. Dort findet sie genügend Essen und viele interessante Dinge, die sie in ihrem Laden verkaufen möchte. Und immer wieder träumt sie von einem merkwürdigen Land mit fantastischer Sonne und heißen Winden.

Bilstein und Putz erzählen dann auch davon, wie sie versuchen, den Autoren und ihren Geschichten solche ph_5Illustratoren zur Seite zu stellen, dass aus beiden ein gutes Team wird. Bei den Geschichten um den kleinen Löwen und den kleinen Clown beispielsweise ist die Illustratorin eine Französin, die die Geschichten und ihren besonderen „Sound“ gar nicht lesen konnte. So übersetzte ein Freund der Autorin die Geschichten und herausgekommen sind ganz wunderbare Zeichnungen (was habe ich über die Bebilderung der Friseurgeschichte gelacht, wunderbar).

Und Stefanie Leo stellte dann noch ein Jugendbuch vor, dass sie sehr bewegt hat, nämlich Hanna Jansens „Über tausend Hügel wandere ich mit dir“. Hier erzählt uns eine junge Frau, wie sie als 8-jähriges Mädchen den Bürgerkrieg in Ruanda erlebt hat, dabei ihre Eltern und ihre Geschwister beim Völkermord an den Tutsies verlor und es doch geschafft hat, allen Widrigkeiten zum Trotz, zu überleben.

ph_6Zweieinhalb Stunden vergingen uns Besucherinnen wie im Flug und von den vielen ausgestellten Büchern und den netten Gastgeberinnen konnten wir uns nur ganz schwer trennen. Immerhin haben uns die Verlagsfrauen noch eine Erinnerung mitgegeben und so hängt nun der Maulwurf mit der wunderlichen Kopfbedeckung an unserer Badezimmertür. Da gefällt er uns auch viel besser als sein reales Pendant, das über den Winter unserem Garten – nicht unbedingt nach unseren Wünschen!- ungestaltet hat.
Vielen Dank an das Team vom Peter-Hammer-Verlag – und natürlich auch an Stefanie für die Organisation!

Bei Stefanie könnt ihr einen weiteren Bericht lesen.

4 Kommentare

  1. Wie schön – danke für die virtuelle Begegnung mit so vielen wunderbaren alten Bekannten… Liebe Grüße und einen guten Start in die neue Woche!

    • Liebe Maren,
      ich empfehle ja – zu den alten Bekannten – auch noch die Tüpfelhyäne Kleopatra. Also ich habe mich jedenfalls total in sie verguckt, in ihre Geschichte und in die besonderen Bilder von ihr auf der Müllkippe, bei Eds Familie und beim Fußballspielen.
      Ich wünsche Dir auch einen guten Start in die Woche! Viele Grüße, Claudia

      • Ha, ja, die hatte ich vergessen zu erwähnen. Notiert hatte ich sie mir gleich nach der Lektüre deines Verlagsbesuchs. Ich staune immer wieder über die Windungen des Lebens: Jahrzehntelang habe ich praktisch tüpfelhyänen-frei gelebt, in diesen Wochen begegnen sie mir quasi im Rudel. 😉

      • Liebe Maren,
        hihi, das ist ein Zeichen, das muss ein Zeichen sein, wenn Du nun auf einmal auf gleich so viele Tüpfel-Hyänen triffst! Und unsere Kleopatra, die träumt ja davon, in so ein Land zu reisen und dort zu leben, wie das, das Du eben besucht hast. Ihr passt sehr gut zusammen, Ihr müsst einfach zueinander finden.
        Viele Tüpfel-Grüße aus Wuppertal

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.