Monat: Juni 2013

Amy Waldman: Der amerikanische Architekt

Noch als die meisten Betrachter fassungslos auf die quasi in Endlosschleife gezeigten Bilder der brennenden und zusammenstürzenden Türme des World Trade Centers schauten, waren die ersten Stimmen zu hören, die behaupteten, dass nun nichts mehr sei wie zuvor. Tatsächlich wurden fast über Nacht die über viele Jahre, vielleicht sogar Jahrhunderte, erkämpften Bürger- und Freiheitsrechte ganz ohne die demokratisch übliche öffentliche Debatte zugunsten einer vermeintlich erhöhten Sicherheit eingeschränkt und schon ein paar Monate später zogen erste Soldaten in den Krieg gegen den Terror. Und in das Bewusstsein der Gesellschaft drang ein Gift das Vertrauen zerstört, Respekt und Toleranz. Und so merkt auch Mo Khan schon eine Woche nach den Anschlägen, dass nichts mehr ist, wie es war. Von den Anschlägen hat er aus dem Radio erfahren, Mo ist Architekt bei dem renommierten New Yorker Architekturbüro ROI und betreut im September 2011 den Bau des neuen Theaters in Santa Monica. Während in den Tagen nach den Anschlägen immer sicherer wird, dass Muslime für die Taten verantwortlich sind, beobachtet er sich dabei, wie er auf der Baustelle keine …

Aus Holst Coast Nutmeg wird leaving

Nach den guten Strick- und Trageerfahrungen mit der Holst Coast habe ich mich auch für mein nächtes Strickprojekt für dieses Garn entschieden. Es ist wirklich, ich konnte es ja in dieser Woche sehr schön testen, auch ein Garn, dass gut im Frühjahr/Frühsommer zu tragen ist, der Baumwollanteil macht es möglich. Entschieden habe ich mich für das Modell „leaving“ von Anne Hanson. Es hat ein schönes Lochmuster (Assoziation: Blätter fallen zu Boden), aber mit eigentlich zimelich wenig. Der Clou an dem Muster sind die verschränkten Maschen, die sowohl im Bündchen gestrickt werden als auch im Musterrapport und dadurch besonders zur Geltung kommen. Darüber hinaus finde ich dieleichte  A-Form des Modells toll, mit chönen Abnahmen, die wie Abnäher gearbeitet werden. Bisher habe ich mich noch nicht entschieden, ob es eine Jacke oder ein Pulli wird, aber das hat ja auch noch Zeit  bis zum Vorderteil. Die Farbe kommt auf den Bildern mal wieder nicht so recht zur Geltung, bei den unteren Bildern ist sie aber ganz gut getroffen. Es ist halt nutmeg (Muskat), wobei die Farbe auch …

Bücherhäuschen in Herzkamp-Sprockhövel

Als ich in der letzten Woche beim Hundespaziergang durch Herzkamp kam, fiel mir an ungewohnter Stelle ein sehr rotes Objekt, ein bisschen versteckt hinter Sträuchern, auf. Beim Näherkommen entdeckte ich, dass dies eine ehemalige Telefonzelle war, nun in knallrot, die jetzt ein Bücherhäuschen beherbergt. Die Herzkamper Bürgerinitiative hat das Häuschen aufgestellt. Von Bücherhäuschen, beim Googlen findet man auch viele Einträge unter dem Begriff „öffentliche Bücherschränke“, habe ich ja schon gehört, aber wirklich eines gesehen, habe ich bisher noch nicht, wahrscheinlich, weil ich mehr im Wald unterwegs bin als in der (Groß-)Stadt. Denn beim Suchen nach diesem Phänomen bin ich durchaus überrascht gewesen, wie viele Bücherhäuschen es gibt. Eine Liste mit vielen Standorten ist bei Wikipedia zu finden, wobei da bestimmt gar nicht alle erfasst sind, denn das Herzkamper Bücherhäuschen ist auch noch nicht erwähnt. In den (Zeitungs-)Artikeln, die zu neu aufgestellten Bücherhäuschen zu finden sind, ist immer wieder zu lesen, dass sich dort Menschen treffen und ins Gespräch über Literatur kommen sollen. Ich bin gespannt, wie sich das in Herzkamp, das ist übrigens ein Ort …

FO: Waterhouse aus Holst Coast Blackcurrent

Schon seit ein paar Tagen ist der Waterhouse-Pulli fertig und er ist auch schon zu großer Zufriedenheit im Trageeinsatz gewesen. Das Muster hat sich so gut gestrickt, wie ich es nach der Maschenprobe vermutet habe: schön einfach und ohne ständiges Schauen auf die Mustervorlage. Der Pulli selbst hat ein paar witzige Beaonderheiten: er ist zum einen schön weit und lässig geschnitten und hat auch ganz weite Armausschnitte mit zwar kürzerer Amlänge, dafür aber großer Armbreite. Es gibt nette abgerundete Kanten und natürlich hängende Schultern durch verkürzte Reihen. Die Frbe ist toll , was auf den Fotos nie so richtig rauskommt, ein dunkles, schön meliertes violett. Das Garn wird nach dem Waschen sehr schön weich, da piekst und kratzt nichts, es ist ja auch genügend weiche Baumwolle enthalten. Hier ein paar Fotos:       Maschenprobe: 3er Nadeln: 25 M Strickmuster:  Waterhouse von Brooklyntweed Garn: Holstgarn Coast    

Leonardo Padura: Der Nebel von gestern

Was für ein Zufall: Da schließt sich die eine Lektüre – ganz ungeplant –geografisch nahtlos an die vorherige an. Meike Winnemuth besuchte als letzte Stadt ihrer Jahresreise Havanna. Dort konnte sie nur ganz schlecht Fuß fassen, unter anderem, weil sie Kuba als ein einziges Museum empfand, nämlich „ein karibisches Disneyland der Fifties.“ Als selbstkritische Touristin beschreibt sie Kuba so: Hinterher reist jeder Besucher mit dem dreisten Wunsch ab, dass es möglichst hübsch heruntergekommen bleiben möge, es fotografiert sich einfach besser – scheiß auf die Einwohner, die lieber in heilen Häusern wohnen würden und einen Job hätten, statt auf den Stufen der Verwahrlosung zu hocken und sich von Leuten wie mir beim prima authentischen Zigarrenrauchen knipsen zu lassen. (…) Und trotzdem, trotz aller kleinen Öffnungen, durch die die vorsichtige Frischluft in Fidels hermetisches Reich bläst. Über allem hängt der Geruch des Untergangs. [1] Genau in diese marode, zum Teil wirklich lebensfeindliche Umgebung entführt uns Leonardo Padura in seinem wunderbaren Roman um den ehemaligen Polizisten Mario Conde. Padura selbst ist Journalist gewesen, ein bekannter Verfasser von Reportagen, …