Schon zum fünften Mal veranstaltet Katrin von BuchSaiten eine Blogparade. Mit ihren Fragen regt sie an, die Lektüreerlebnisse eines Jahres zu überdenken. Das finde ich eine sehr gute Idee einer Rückschau und eines kleinen Blickes in die Zukunft. Weil mir der leicht erweiterte Fragebogen von Anna von buchpost.de so gefällt, habe ich ihre Ergänzungen gleich mal ganz frech hier mit eingefügt.
1. Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? (und Begründung)
Im Prinzip landen ja nur solche Bücher auf meinem Stapel, von denen ich mir schon etwas verspreche, also eine interessante Handlung, ein tolles Thema oder eine ganz besondere Form. Aber es gibt natürlich Bücher, die mich beim Lesen dann trotzdem noch sehr positiv überraschen. Das sind oft Bücher, von denen ich vor ihrer Lektüre nicht viel gelesen habe, sei es im Feuilleton oder bei den Besprechungen auf den Blogs, so dass mich das lesen dann doch sehr positiv überraschen kann. Das sind in diesem Jahr u.a. folgende Bücher gewesen:
- Anna Kim: Anatomie einer Nacht sowie
- Kerstin Kolb: Die Schlaflosen
2. Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir viel versprochen habe, das mich dann aber negativ überrascht hat? (und Begründung)
Da gibt es eine ganze Reihe von Romanen, die mich beim Lesen mehr oder weniger stark enttäuscht haben, weil meine Erwartungshaltung durch Besprechungen, die ich an anderer Stelle gelesen habe, wohl zu hoch geschraubt worden ist oder in eine andere Richtung gelenkt wurde. Dazu zählt Eva Menasse: Quasikristalle. Bei dem Roman, der sehr schön erzählt ist, hadere ich aber trotzdem mit der Konstruktion, da die Hauptfigur, mit einer Ausnahme, durchgehend nur von anderen Personen erzählt wird.
3. Welches war eure persönliche Autoren-Neuentdeckung in diesem Jahr und warum?
Auch da gibt es gleich mehrere, von denen ich mich auf zwei beschränken möchte:
- Angelika Overaths „Alle Farben des Schnees“ haben mich eine Autorin entdecken lassen, die einen sehr genauen, einen sehr ruhigen Blick hat auf die Dinge und von der ich auch ihre Romane noch lesen möchte.
- Jonas Lüschers Novelle „Der Frühling der Barbaren“ zeigt auf unglaublich komprimierte Weise, welche Art von Barbarei in unserer kapitalistische geprägten Gesellschaft üblich ist und wie sich dies noch steigern kann, wenn es zum Zusammenbruch dieses Systems kommt. So freue ich mich auch auf weitere Bücher Lüschers.
4. Welches war euer Lieblings-Cover in diesem Jahr und warum?
Mein Lieblings-Cover ist ganz klar der wunderbare Einband des Erzählbandes „Einen schweren Schuh hatte er gewählt“, in dem sich Texte über das Wandern und Lesen in Leukerbad versammeln. Dem Thema folgend ist der Einband als Wanderkarte konzipiert, sodass der Leser alle Touren auf den abgebildeten Karten mit verfolgen kann. So bekommt ein Buch-Cover noch einmal eine ganz besondere Funktion.
5. Welches Buch wollt ihr unbedingt in 2014 lesen und warum?
Tja, das auf eines zu beschränken, ist ja für Lesesüchtige kaum möglich. Zunächst geht es ans weitere Lesen meines Stapels, in dem sich u.a. der gewichtige Band von Brigitte Kronauer „Gewäsch und Gewimmel“ befindet, aber auch das Buch von Wolfgang Martynekewicz „Das Zeitalter der Erschöpfung“. Und dann gibt es ja schon die Verlagsvorschauen für das kommende Jahr und die wunderbare Funktion bei dem Buchdealer meiner Wahl, noch nicht erschienene Bücher vorbestellen zu könen…
Und nun Annas Ergänzungen:
6. Welches Buch oder welche Bücher hast du dieses Jahr wiedergelesen?
Da muss ich leider gestehen: Keines! Denn meistens türmen sich die neuen, vermeintlich noch tolleren, spannenderen, innovativen, super aktuellen, mega-modernen Titel auf meinem SUB, die die älteren Titel alle spielend ausstechen. Immerhin habe ich in diesem Jahr ein paar Bücher gelesen, die schon vor längerer Zeit erschienen sind, aber das hat ja nichts mit dem „Wieder Lesen“ zu tun.
7. Und wenn wir schon dabei sind: Welches Sachbuch war dir in den letzten zwölf Monaten wichtig?
Da gab es einige, die mir sehr gut gefallen haben, allen voran John Lanchesters „Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt“. Unter diesem etwas sperrigen Titel rollt Lanchester die Geschichte der Finanzkrise auf gut verständliche und sehr gut lesbare Art und Weise auf. Dabei ist er parteiisch und bewertend, was die Lektüre immer wieder auch sehr witzig macht – obwohl dem Leser bei diesem Thema wirklich das Lachen im Hals stecken bleibt.
8. Welche Bücher wären spurlos an dir vorbei gegangen, wenn nicht andere BloggerInnen dich darauf aufmerksam gemacht hätten?
Ich glaube, hier müsste ich nun fast die Hälfte der Titel notieren, die ich in diesem Jahr gelesen habe, denn die Blogs, denen ich folge,bestimmen mehr und mehr die Auswahl der Bücher, die ich lesen möchte. Ich merke ganz deutlich, dass mein Interesse sich verschiebt von den Feuilletonseiten der großen Zeitungen ins Internet. Aber ein paar Titel möchte ich doch nennen:
von buzzaldrins büchern:
- Anna Weidenholzer: Der Winter tut den Fischen gut
- Angelika Overath: Alle Farben des Schnees
von buchpost: Vea Kaiser: Blasmusikpop
von schöne seiten: Sascha Reh: Gibraltar
von literaturen durch den Bericht über die Lesung: Abbas Khider: Brief in die Auberginenrepublik
von libroskop durch ein Interview mit der Autorin: Jagoda Mariniċ: Restaurant Dalmatia
Schön, dein Rückblick. Ja, das geht mir auch so, dass ich viel weniger als früher den Feuilletons folge. In denen stöbere ich oft erst dann, wenn mich vorher ein Blog auf ein Buch aufmerksam gemacht hat. Mal schauen, ob und wie die Zeitungen langfristig darauf reagieren. Liebe Grüße Anna
Ich habe beboachtet, dass die Verlage reagieren, denn die tun das ein oder andere für die Blogger. So hat z.B. der DuMont Verlag einen ganzen Nachmittag nicht einmal zwanzig Bloggern das neue Programm vorgestellt. Der Vetriebschef, den ich auf den Aufwand angesprochen habe, sagte ganz klar, dass die Verlage die Abwanderung ins Internet bemerken und mehr und mehr die Blogger als Multiplikatoren entdecken. — Das war sehr nett, ein bisschen konnten wir uns vorkommen, wie gaaannz wichtige und hochangesehene Literaturkritiker :-). Nun auch von hier noch einmal: schöne, entspannte Feiertage und viele gute Bücher!
Viele Grüße, Claudia
Liebe Claudia,
eine schöne Jahresabschluß-Zusammenstellung! Freut mich, dass Dich mein Mariniċ-Interview zur Lektüre inspiriert hat.
Liebe Grüße und schöne Tage
Tobias
Lieber Tobias,
das ist ja das schöne am Bloglesen: viele tolle Autoren und Bücher zu entdecken, die ich sonst erst gar nicht wahrgenommen hätte. Und Dein Interview mit Jagoda Marinic gehörte genau dazu. Ohne das Interview hätte ich den Roman bestimmt nicht gelesen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen viele inspierende Blogbeiträge im nächsten Jahr und Dir: schöne Feiertage und gute Lektüre!
Viele Grüße, Claudia
Der erweiterte Fragebogen ist schon eine feine Sache 🙂 Ich hab ihn leider etwas zu spät entdeckt. Gibt aber ja immer nächstes Jahr und hoffentlich auch eine sechste BuchSaiten Blogparade.
Besonders die Buchempfehlungen von Bloggern gefallen mir. Ich schreib mir gleich mal die erwähnten Bücher auf. Wenn Du sie über diverse Blogger entdeckt hast, dann entdecke ich sie nun bei Dir 😉
LG und einen guten Start ins (Lese)jahr 2014,
Katarina 🙂
Liebe Katarina,
bestimmt fallen irgendjemandem nächtes Jahr noch weitere schöne Fragen ein… Jedenfalls finde ich den Lesejahresrückblick von buchsaiten ziemlich gut. Und beim Nachvollziehen meines Lesejahres – und auch ausgelöst durch die neue Frage von Anna – ist mir dann wirklich noch einmal ganz deutlich aufgefallen, welche große Bedeutung die Blogs mittlerweile für meine Lektürewahl haben. Und besonders schön ist es ja, wenn bei diesen Buchempfehlungen auch Titel dabei sind, die in den großen Zeitungen nicht vorkommen. Jedenfalls wünsche ich Dir ganz viel Spaß mit den Buchentdeckungen auf den Blogs und freue mich natürlich besonders, wenn ich auch dazu beitragen kann! Auf das der SUB völlig unübersichtlich wird :-)!
Auch Dir ein guten Rutsch ins neue (Lese)Jahr und viele, viele wunderbare Bücher!
Claudia