Hansjörg Schertenleib: Wald aus Glas
Eine furchtbare Kraft ist in uns, die Freiheit. Dieses Zitat Cesare Paveses stellt Schertenleib seinem Roman voran. Und Freiheit und Selbstbestimmung sind auch die großen Themen des Romans, denn Schertenlaub zeigt uns gleich zwei Protagonistinnen, die 72-jährige Roberta und die 16-jährige Ayfer, die zu Beginn des Romans ihre Selbstständigkeit verloren haben und sie mühsam versuchen zurückzugewinnen, und dies, das erfährt der Leser gleich auf den ersten Seiten, nicht mit einem guten Ende. Die 72-jährige Roberta ist in ein Altersheim zwangseingewiesen, denn sie hat sich geweigert, ihre Wohnung zu verlassen. Das Haus aber soll abgerissen werden, es steht schon ein Investor parat. Das Altersheim kommt ihr vor wie ein Panoptikum: der Zimmernachbar Humbel kennt nur das Thema der Fortpflanzung von Tieren, mit dem er bei Tisch alle Sitznachbarn belästigt. Frau Gautschi spielt, wann immer sie in den Speisesaal kommt, Stewardess, begrüßt alle Anwesenden recht herzlich, nennt die aktuelle Lokalzeit und bedankt sich für den Mitflug. Und wenn Roberta nicht abends zum organisierten Kartenspeilen kommt, muss sie sich dafür rechtfertigen. Das ist nichts für Roberta, die ihr …