Die Bücherphilosophin hat die Idee zu dieser allwöchentlich-sonntäglichen Blog-Rückschau über die besonderen Blogleseerlebnisse der vergangenen Woche. Bei der Bücherphilosophin findet Ihr auch eine Liste der anderen Sonntagsleser, bei denen es immer vieles zu entdecken gibt.
Diese Woche stand vor allem im Zeichen der Diskussion um die Literaturkritik in Zeitungen und Blogs. Bei der Bücherphilosophin findet Ihr dazu eine komplette Sammlung aller Beiträge.
Dass ich die Blogs so schätze, weil sie mich auf Themen und Bücher aufmerksam machen, die nie ein Feuilleton besprechen würden, habe ich ja in meinem Statement zur Diskussion deutlich gemacht. Und – wie gewünscht – haben mir viele Blogs dazu wieder jede Menge Fundstücke geliefert in Form von Besprechungen von Büchern, die ich sonst nie entdeckt hätte, in Form von Artikeln und Interviews, die im Feuilleton eben nicht geführt würden.
Vielleicht hat Birgit von sätzeundschätze ja Recht, dass wir Blogger auf jeden Fall insofern schon unseren ganz besonderen Beitrag zur Literatur geleistet haben, als dass hier immer wieder auch Bücher besprochen und geteilt werden, die in den unabhängigen, kleinen Verlagen publiziert wurden und von den Feuilletons nicht so wahrgenommen werden; als dass sich hier einige Blogger auch ganz intensiv kümmern um die kleinen, inhabergeführten Buchhandlungen als Gegengewicht zu den großen Filialketten, die vor allem die Schnelldreher auf dem Stapel liegen haben.
Sophie hat im letzten Jahr die Reihe „Die Kleinsten werden die Größten sein“ angestoßen, eine Reihe über inhabergeführte Buchhandlungen, deren besondere Qualitäten, deren kulturelle Beiträge herausgestellt werde sollen. Diese Artikel hat sie nun auf einer eigenen Seite zusammengestellt und hofft natürlich auf weitere Zusendungen, damit sich eine vielfältige, eine bunte Seite mit vielen Adressen ergibt, ein bibliophiler Reiseführer eben.
Gesine hat in dieser Woche ein Gespräch geführt mit Stefan Weidle, der nicht nur selbst Verleger ist, sondern auch der Vorsitzende der Kurt Wolff-Stiftung, einer Vereinigung der unabhängigen Verlage, die so ein Gegengewicht zu den finanzkräftigen und damit kommunikationspolitisch sehr präsenten Konzernverlagen bilden wollen. In diesem sehr interessanten Interview spricht Weidle über die sich durch den Internethandel veröhdenden Innenstädte, das Monopolstreben amazons und die Auswirkungen des Wegfalls der Buchpreisbindung auf die Verlage, besonders die kleinen. Das alles sind – hier spielt wieder einmal das Geld eine große Rolle – keine guten Aussichten und Anlass für uns alle, über unsere Konsumgewohnheiten nachzudenken.
Und dann noch diese tollen Buchtipps:
Da ist zum einen Annas mitreißende Besprechung von Ian Mortimers Reiseführer zu nennen. „Im Mittelalter – Handbuch für Zeitreisende“ hat der Autor sein Buch benannt und erlaubt es uns, so hat Anna es dargestellt, über die Gattung des Reiseführers sehr tief in das Leben und die Lebensbedingungen der Menschen im 14. Jahrhundert einzutauchen.
Maren stellt uns zwei Reise(ver)führer in die Wüste vor. Beide Titel, einmal Otl Aichers „Gehen in der Wüste“, zum anderen Jürgen Werners „Wüstenwandern. Unterwegs am Rande der Unendlichkeit“, stellen uns eine Art des Reisens vor – nämlich das Gehen und Wandern – das ich nicht unbedingt mit einer Wüstenlandschaft in Verbindung bringen würde. Bilder gibt es dort anzuschauen, so beschreibt es uns Maren, und immer wieder auch der Hinweis auf Schönheit und Unwirtlichkeit der Umgebung.
Uwe empfiehlt uns Roberto Ampueros Roman „Der letzte Tango des Salvador Allende“, eine Geschichte, in der sich der Amerikaner David Kurtz 25 Jahre nach dem vom Amerika unterstützen chilenischen Militärputsch gegen die demokratisch gewählte sozialistische Regierung Allendes am 11.9.1973 auf die Suche macht nach dem Leben seiner Tochter zu dieser Zeit. Dabei beginnt Kurtz auch, seine eigene Mittäterschaft zu erkennen und zu reflektieren, denn er war in diesen Jahren für die CIA in Chile.
Die Klappentexterin hat diese Woche nicht nur Sabine Krays Buch über ihren Großvater, den „Diamanten Eddie“ vorgestellt, sondern auch noch ein Interview mit der Autorin geführt, in der Sabine Kray über ihren Schreibprozess Auskunft gibt, über ihre umfangreiche Recherchearbeit, über die unfassbaren Zustände in den Arbeitslagern und ihre, und ihres Vaters, ganz persönliche Annäherung an die Lebensgeschichte des Opas.
Eine schöne Lesewoche wünsche ich Euch.
Schnelldreher…grins…eine treffende Wortschöpfung.
Ist aber nicht von mir. So bezeichnet man im Handel die Produkte, die sich schnell „abverkaufen“ (grausames Wort, oder) lassen.
Viele Grüße und einen schönen Start in die Woche, Claudia