Die Bücherphilosophin hat die Idee gehabt, mittlerweile berichten immer mehr Blogger in ihren allwöchentlich-sonntäglichen Rückschauen über die besonderen Blogleseerlebnisse der vergangenen Woche. Bei der Bücherphilosophin findet ihr auch eine Liste der anderen Sonntagsleser, bei denen es immer vieles zu entdecken gibt.
In dieser Woche stand meine Bloglektüre ganz unter dem Thema der Geschichte – der wissenschaft-lichen Analyse sowie auch des Suchens und Erinnerns an die eigenen Familiengeschichte oder die erinnerten Geschichten anderer Menschen.
Uwe stellt uns Christopher Clarks „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ vor, ein Buch seiner Leseliste zum Gedenkjahr 2014. Vier Monate, so schreibt er, habe er mit der „brillanten“ Analyse verbracht und hierbei die verschiedenen Ansatzpunkte, so beispielsweise die Interessenlage der verschiedenen involvierten Staaten, aber durchaus auch die Animositäten einzelner Politiker, für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nachvollzogen, die Clark akribisch recherchiert und in seinem Werk zusammengetragen habe. Schon alleine die Lektüre Uwes Besprechung zeigt die Komplexität der „Schlafwandler“ auf.
Birgit erinnert auf ihrem Blog gleich an zwei Menschen. Zum einen zeichnet sie in ihrem Beitrag über Elfriede Lohse-Wächtler den Leidensweg der psychisch erkrankten Malerin in von Zwangs-sterilisation und Euthanasie gekennzeichneten Nazi-Psychiatrie wieder. Und sie stellt den Reporter Albert Londres mit seinen fast schon literarischen Reportagen vor, die uns Einblicke geben in das Leben in China und in Palästina in den 1920er Jahren, aber auch berichten vom ersten Dopingfall bei der Tour de France.
Kai hat, inspiriert durch Heike Pohls Blog und ihre Geschichten über ihre „Oma Duisburg“, über seine „Oma Berlin“ nachgedacht und zusätzlich in alte Texte recherchiert. So erhält er mit seinem Blogbeitrag über die Großnmutter die Erinnerung der eigenen Familiengeschichte lebendig – toll zum Beispiel die Anekdote mit der BILD-Zeitung, die er der Oma am Büdchen gekauft habe, eine Geschichte, die es wohl von vielen Omas zu erzählen gibt.
Flattersatz hat Katja Petrowskajas Roman „Vielleicht Esther“ gelesen. Petrowskaja, die in Kiew geboren ist, in Estland studiert und in Moskau promoviert hat und nun in Berlin lebt, sei auch auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie gewesen, einer jüdischen Familie, die nie sonderlich religiös gelebt habe, deren Familienmitglieder über die Generationen hinweg als Taubstummenlehrer gearbeitet und die schließlich auch in das Getriebewerk des Holocausts geraten sei. Diese Suche, so beschreibe es die Autorin selbst, sei ihr zur Sucht geworden, die Ausgangsfrage irgendwann völlig belanglos und vergessen. Flattersatz beurteilt die Lektüre als „nicht einfach“, sie fordere Aufmerksamkeit, sei aber, auch wegen der sprachlichen Gestaltung, eines sehr lohnenswerte Lektüre.
Das Erinnern und Festhalten hat Sabine sich zur Aufgabe ihres Blog gemacht. Sie lebt in Jerusalem und betreut dort Holocaustüberlebende. Über die kleinen und großen Geschichten, die sie dort erzählt bekommt, über die Erlebnisse die sie gemeinsam mit den von ihr betreuten Menschen hat, darüber hat sie gerade begonnen, auf ihrem Blog zu schreiben.
Zum Schluss, so hat mir Linus , den ihr ja auch auf dem Sonntagsleserinnenbild schlafend seht, mit vor Aufregung zwinkernden Augen aufgegeben, soll ich unbedingt auf Lotta-Filipas Blog hinweisen. Linus liest ihn mit großer Begeisterung, würde eigentlich gerne alle Beiträge empfehlen und meint, darauf hingewiesen, dass in diesem Wochenrückblick auf diesem Blog Hundeblogs nichts verloren haben, dass aber gerade der Beitrag über die Redewendungen, die Menschen gerne benutzen und in denen immer wieder ein Hund vorkomme, doch eine Bereicherung für alle Buch- und Sprachliebhaber sei, sodass ich bitte wenigstens diesen Beitrag weiter empfehlen solle. Das habe ich nun getan.
Eine wunderschöne Bloglesewoche und viele gute Erinnerungen wünscht ich Euch.
Schön, dass Du wieder mitmachst 🙂 Die Artikel und Rezensionen, die Du diese Woche vorstellst klingen wirklich überaus interessant. Ich werde mir die Links nun mal etwas genauer anschauen.
Hab einen schönen Sonntag,
Katarina 🙂
Ja, diese Woche passte die Sonntagsleserin zeitlich – und thematisch 🙂
Und Dir einen schönen Start in die neue Woche, Claudia
Danke 🙂
Liebe Claudia,
nun lese ich Deine Sonntagsleserin ja schon seit Beginn still und leise mit Gewinn und Vergnügen mit – aber heute muss ich doch mal kommentieren.
Einmal wegen des Hinweises auf den köstlichen Hundeblog LottaFilippa, den ich noch nicht kannte. Aber ganz besonders wegen Deiner Erwähnung des Blogs Hinter den Türen der Stadt von Sabine. Den kannte ich auch noch nicht und den finde ich, nachdem ich mich nett ein wenig darauf umgesehen habe, wirklich lesenswert. Wollte ich doch mal gesagt haben.
Ach ja, und natürlich habe ich mich über die Erwähnung der Omas gefreut.Heike hat mich da wirklich sehr berührt – und zur Oma Aachen wird demnächst auch nochmal was kommen.
Liebe Grüße, Kai
Lieber Kai,
es gibt manchmal solche Wochen, da passt einfach alles: da schreibt Ihr, als ob ihr euch abgesprochen hättet, so schöne thematisch passende Blogbeiträge und dann auch noch in dieser tollen Mischung aus Sachbuch- und Romanbesprechung – und dieses Mal eben auch noch Beiträge der eigenen Erfahrung, der Erinnerung an die Omas, der Geschichten der älteren Menschen und ihrer ja ganz besonderen Erinnerungen (Sabines Blog). Da ist es dann für mich ganz leicht, einen schönen stimmigen Sonntagsleserinnebeitrag zu schreiben. Und Lotta-Filipa musste des heiteren Ausklangs wegen dazu – und weil Linus so gerne den Blog der Hundedame mit den riesig großen Ohren liest.
Ich wünsche Dir eine gute Woche, Claudia
Vielen Dank für die Erwähnung in deinem Beitrag – hat mich sehr gefreut. Ich wünsche dir eine schöne Woche. Grüße Sabine
Liebe Sabine,
vielen Dank für Deinen Blog, der offensichtlich auch bei den Lesern meines Beitrags ganz besonders gut ankommt. Du siehst: Wir warten schon auf weitere Geschichten Deiner Geschichten!
Viele Grüße nach Jerusalem, Claudia
Wie gern lese ich auch Deine Bloglektüren der Sonntagsleserin, gerade heute auch Deinen Linktipp zu Sabines Blog, die in Jerusalem lebt und Holocaustüberlebende betreut; ein lesenswertes Blog, das ich gleich abonniert und verlinkt habe. DANKE für den Tipp!
Viele Mitlesegrüße sendet Dir Karin
Liebe Karin,
manchmal finden sich ja wirklich solche ungewöhnlichen, interessanten, spannenden Blogs – wie schön, dass es das Internet gibt mit diesen tollen Möglichkeiten des Veröffentlichens eigener Beiträge. So wünsche ich Dir – und uns – noch viele Geschichten von Sabine.
Viele Grüße und eine schöne Woche, Claudia
Danke! Lotta-Filipa ist aus dem Häuschen!
Liebe Gesine,
hier warten jedenfalls zwei Hundekumpels auf neue Beiträge von Lotta-Filipa, über die sie sich immer sehr amüsieren.
Viele Grüße und Riesenschlecks von Claudia (die Grüße), Linus und Felix (die Riesenschlecks)
Lotta-Filipa wowt, wedelt und schlabbert zurück!
Toll, wie du die Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Blogbeiträgen siehst! Einen guten Wochenanfang! LG Anna
Liebe Anna,
in diesem Fall brauchte ich gar nichts selbst zu tun, die Blogs haben mir das Thema frei Haus geliefert.Es ist schon toll, wenn das so einfach klappt, wie in dieser Woche, manchmal sprecht Ihr Euch längst nicht so schön ab :-).
Ich wünsche Dir auch eine schöne Woche, Claudia
Köstlich, nachdem ich ja Birgit (und dir ja auch schon) Vorhaltungen gemacht habe, dass sie nicht immer so reizvolle Titel vorstellen soll, kommst du jetzt noch mit den „Anforderungen für Fortgeschrittene“, dass sich nämlich die Blogger thematisch passend absprechen sollen. Ach, ich fürchte, die machen alle, was sie wollen 🙂 LG Anna
Naja, in manchen Wochen gibt es wohl doch eine heimliche Vereinbarung. Und das sind dann Wochen, in denen sich die Sonntagsleserin quasi von alleine schreibt.
Viele Grüße, Claudia