Alle unter Gerechtigkeit verschlagworteten Beiträge

Anke Stelling: Schäfchen im Trockenen

Anke Stellings Roman führt uns mitten hinein in den modern-alternativen und trotzdem konservativen Großstadtkiez, in dem die sozialen Unterschiede von früher nur auf den ersten Blick aufgelöst sind. Da ist Resi, Schriftstellerin und Journalistin, mit ihrem Mann Sven, einem Künstler und den Kindern Bea (14), Jack (11), Kieran (8) und Lynn (5). Resi stammt aus einer Familie, die einmal als bildungsnah, als guter Mittelstand bezeichnet wurde. Sie verfügt über eine gute Schulbildung und ein Studium. Sven natürlich auch, er hat es im Gymnasium sogar zu den Alten Sprachen geschafft. Doch bei der Berufswahl sind sie irgendwie falsch abgebogen, haben sich gleich beide für Jobs entschieden, die zwar selbstbestimmt und kreativ sind, keineswegs aber eine soziale Sicherheit, geschweige denn einen finanziellen Aufstieg garantieren. Anders als die Freunde aus Schulzeiten, die als Architekten und Ärzte längst ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben. Und dann auch noch vier Kinder, die zusätzlich zum Armutsrisiko beitragen. Trotz der langen Ausbildungen, trotz einer anspruchsvollen Arbeit können Resi und Sven sich die Mietwohnung innerhalb des Berliner U-Bahn-Ringes kaum mehr leisten, den Musikunterricht …

Louis Begley: Zeig dich, Mörder

Es ist ja nicht so, als hätte es nicht genügend Warnungen gegeben. Thomas Brasch hat auf seinem Blog einen veritablen Verriss geschrieben und zielte mit in seine Kritik nicht nur auf den Autor, sondern auch auf Lektoren und Verlage. Und die nach der sehr enttäuschenden Lektüre konsultierte Rezensionsübersicht auf Perlentaucher  wusste auch nichts Besseres zu berichten: Dieser Roman bzw. Krimi ist kein mörderisches Lesevergnügen. Dabei sind die Fragen, um die die Handlung kreist, durchaus interessant und spannend – und politisch hochbrisant, nicht nur für die USA. Auch in Deutschland stellen sich diese Fragen, man muss nur die Berichterstattungen rund um die Machenschaften und Seilschaften im Zusammenhang mit einem fragwürdigen Gewehr beobachten – und es sind ja nun wirklich keine Verschwörungstheoretiker, die das brisante Material ans Tageslicht bringen: Welche Bedeutung also hat Gerechtigkeit in einer Demokratie? Und welche Bedeutung hat der Rechtsstaat in den USA (und in anderen demokratischen Ländern) im 21. Jahrhundert überhaupt noch? Können – und wollen – Anwälte noch ihrem Ehrenkodex nachgehen oder sind sie längst überzeugte oder irgendwie willfährig gemachte Handlanger der …