Erzählungen, Lesen

Joshua Cohen: Vier neue Nachrichten

Cohen_2Es stimmt schon, „das Internet“ verändert – zum Teil – unsere Lebensgewohnheiten, greift in unseren Tagesablauf ein, beeinflusst unsere Arbeit und unseren Konsum, wertet unsere persönlichsten und privatesten Daten aus und schafft neue Kommunikationsmöglichkeiten. So haben Hobby-Leser nun ganz andere Möglichkeiten, mit anderen Hobby-Lesern in Kontakt zu treten, wenn sie auf ihren Hobby-Blogs ihre Hobby-Rezensionen veröffentlichen und diese gegenseitig kommentieren. Sie tauschen untereinander Bücher, manchmal verabreden sie sogar ganz anachronistische Treffen. Aber die Technik, die es erleichtert, geografisch weit verstreute Gleichgesinnte auf einem virtuellen (Markt-)Platz zu treffen, um sich auszutauschen, gemeinsam etwas zu organisieren, mithin gesellschaftliche Öffentlichkeit herzustellen, kann natürlich auch anders genutzt werden: als Pranger, an dem jemand öffentlich zur Schau gestellt wird, als Medium zur Verbreitung von Vorurteilen, Verleumdungen und Hass, und Daten können genutzt werden, um Gewohnheiten, Einstellungen, Meinungen einzelner Akteure auszuspähen.

Wie die Technik das Leben verändert, spielt in der Literatur bisher nur in Ansätzen eine Rolle. Nelia Fehn navigiert mit Hilfe ihres Smartphones durch Athen und durch Frankfurt, in Kuhns Roman „Hikikomori“ nutzt der Protagonist den Computer, um den nötigsten Kontakt zur Außenwelt zu halten, Matthias Zschokke schreibt Mails, um seine Freunde und Bekannte an seinem Leben in Venedig teilhaben zu lassen, in einer Erzählung Roman Ehrlichs findet eine Figur ein folgenschweres Dienstleistungsangebot im Internet.

Joshua Cohen geht in seinen Erzählungen noch einen Schritt weiter. Er zeigt nicht nur auf, wie Menschen die Digitalisierung in ihre Welt integriert haben, sondern erzählt vor allem davon, wie die digitalen Dienste das Leben seiner Figuren verändern. Sein Fokus liegt dabei nicht auf den positiven Veränderungen, die sich durchaus auch ergeben können, sondern gerade im genauen Blick auf die Schwierigkeiten und Probleme, die sich aus der Allgegenwärtigkeit des Netzes ergeben können.

Da ist der Kleindealer, der auf einer Studenten-Party unachtsamer Weise – vielleicht ist er ja auch selbst sein bester Kunde? – seinen kompletten Namen nennt – ein Fehler, der ihn schon in der guten, alten analogen Zeit als dümmsten Dealer in die Klatschspalte der lokalen Zeitung gebracht hätte – und der sich in der Folge mit übelsten Verleumdungen auf dem Blog der Gastgeberin konfrontiert sieht. Deren schlüpfrige Erzählung davon, dass er sich damit gerühmt habe, auf einer anderen Party des nachts über einer Schlafenden onaniert und seinem „Gubsch“ in ihrer Hand zurückgelassen habe, ist so recht nach dem Geschmack der Voyeure und Denunzianten auf dem öffentlichen Marktplatz, die nun ihrerseits die Nachricht teilen und teilen und zusammen mit seinem Namen soweit verbreiten, dass unser Kleinkrimineller ernsthaft um seine Zukunft fürchten muss. Je mehr er sich nun wehrt – und er macht es reichlich ungeschickt -, umso übler gerät er in den Internetsumpf.

Da ist der Schriftsteller, der von der Schreiberei nicht leben kann und sich deshalb bei einem Pharmakonzern als Lektor verdingt hat. Pünktlich morgens um 9 Uhr kommt eine Mail mit seiner Arbeit, die darin besteht, die in Fernost, dort sind die Übersetzer zu viel günstigeren Konditionen zu haben, vorgenommenen Übersetzungen von Beipackzetteln auf die gröbsten Fehler und Unverständlichkeiten zu korrigieren. Seine Arbeit ist prekär, jederzeit kann er gekündigt werden, trotz einer universitären Bildung hat er keine adäquate Arbeit, keinen adäquaten Lohn. McJob werden diese Arbeitsverhältnisse auch genannt, und es ist nicht verwunderlich, dass der Namensgeber sich wehrt gegen diese Bezeichnung, die es bis in die Wörterbücher geschafft hat. Der lektorierenden Schriftsteller in Cohens Erzählung bringt es jedenfalls nicht über sich, in seiner Erzählung des Namen des Fastfoodrestaurants zu schreiben, und nun fährt seine Hauptfigur schon seit Monaten mit der Leiche seiner Freundin auf der Rückbank durch die Gegend, immer hungriger werdend, doch sein Erzähler kann einfach nicht weiter schreiben.

Als „radikal und ungewöhnlich“ werden Cohens Geschichten auf dem Klappentext bezeichnet und schüren so eine hohe Erwartung an Unterhaltung – und an Erkenntnis. Ungewöhnlich sind die Erzählungen in der Tat und das nicht nur, weil sie die Wirkmacht des Internets thematisieren. Ungewöhnlich sind sie auch, weil der Autor sprachlich und erzähltechnisch ungewöhnliche Wege geht. Seine vier Geschichten kreisen thematisch zwar alle um das Schreiben und das Internet, sie sind aber sehr unterschiedlich gestaltet: mit Rahmenhandlung die erste vom unglücklich agierenden Kleindealer; durch innere Dialoge, die sich der Möchtegernschriftsteller über seine Schreibprobleme erst mit seinem Vater, dann mit der Mutter vorstellt. In der dritten Geschichte verknüpfen sich verschiedene Zeitebenen miteinander. Hier reist ein Vater aus der Provinz mit seiner Frau und Tochter nach New Yorks, wo die Tochter studieren möchte. Der Vater erinnert sich nun an seine eigene Studienzeit und den genialen Dozenten für kreatives Schreiben, der seine Schüler eben nicht im Schreiben unterrichtet hat, vielleicht, weil er ihnen die Schmach des Scheiterns ersparen wollte, sondern ihnen ganz handfeste Berufe für eine Zukunft vermittelte. Und die vierte, gleichzeitig auch längste Geschichte, verknüpft gleich mehrere Genres: der erste Teil liest sich wie ein Märchen, in dem die Geschichte eines Bettes über die Generationen hinweg erzählt wird, um dann in der Gegenwart und auch im sprachlichen Sumpf von billigen Pornofilmchen für das Internet zu landen – das alte und altersschwach knarzende Bett überlebt diesen verfilmten Akt jedenfalls nicht..

Sind die Geschichten aber wirklich auch inhaltlich ungewöhnlich und radikal, zeigen sie tatsächlich, wie das Internet das Leben verändert, die Liebe, den Sex, die Kriminalität, das Schreiben? Geht es wirklich in unserem Leben immer nur um Drogen, Sex und Pornografie?

Unsere Generation muss nichts unter dem Bett verstecken, Verbotenes nicht in Schränke wegsperren, hinter Schuhe, hinter Socken, die nach Samen riechen, Socken, die nach Schuhen riechen. Stattdessen verfügen wir über eine sehr praktische Pornografie, ohne verstohlene Abstecher zum Zeitungskiosk oder Abos, die erneuert werden müssen – es gibt keine geheimnisse, alles ist erlaubt. Der Computer steht stolz im hellen Tageslicht auf dem Schreibtisch. Hilft einem mit Tabellen und Anleitungen. Wir drücken auf eine Taste et voilá , nackte Damen. (…)Du gewöhnst dich an die Vorstellung, dass alle Frauen ihn sich in den Allerwertesten schieben lassen, Gubsch auf dem Gesicht und im Mund mögen und schlucken und alles freiwillig machen, ohne die geringste Beschwerde (…). (S. 209)

Wir wollen mal für unseren Erzähler hoffen, dass im Büro die IT-Abteilung nicht mitliest und er zu Hause auch das ein oder andere Häkchen in den Browsereinstellung richtig gesetzt hat, und so digital versteckt, was versteckt werden muss. Sonst hat er einen analogen Ärger am Hals, wie einst sein Vater mit der Wichs-Vorlage hinter den Schuhen.

Bieten die Geschichten also Unterhaltung, Erheiterung, vielleicht sogar Erkenntnis? Das kann für zwei Geschichten getrost verneint werden, wenn der Leser nicht gerade Spaß hat an konstruierten, sprachlich sehr unterschiedlich gestalteten Geschichten, die sich offensichtlich vor allem im Ausloten von Denunziation, gesellschaftlichen Abgründen, Pornografie und ihrer sprachlichen Umsetzung gefallen. Die beiden anderen Erzählungen sind die sicherlich lesenswerteren, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit Aspekten der Arbeitswelt beschäftigen. Ob diese Probleme nur etwas mit dem Internet zu tun haben, ist fraglich, hier scheinen auch die gängigen modernen Wirtschaftsmechanismen eine Rolle zu spielen.

Das Internet, die Vielfalt an Daten, die hier entstehen, gesammelt und ausgewertet werden können, hat sicher Auswirkungen auf unser Leben. Joshua Cohen beleuchtet sie in seinen „Vier Nachrichten“ höchstens im Ansatz. Lesen muss man sie nicht unbedingt.

Joshua Cohen (2014): Vier Nachrichten, Frankfurt am Main, Schöffling & Co.

Und hier könnt ihr Jochens Besprechung der „vier Nachrichten“ nachlesen – um auch noch einen ganz anderen Eindruck zu den Erzählungen zu bekommen.

13 Kommentare

  1. Danke für diese differenzierte Besprechung. Ich hab mich so von ferne bereits mal für das Buch interessiert, wegen der Thematik und wollte in der Buchhandlung noch mal reinlesen. Das werde ich dennoch tun – aber ich vertraue Deinem Urteil.
    Schade, denn die Auswirkungen wie das Internet auch unsere Beziehungen zu Menschen verändert, wie es manchmal „Nähe“ und Vertrautheit vortäuscht, ein andermal jedoch vielleicht auch Verwirrung und Distanz schafft – das gäbe Stoff für genügend gute Romane und Erzählungen. Weil letztendlich ist alles, was hier geschrieben steht, auch ein Spiegel unserer Menschheit und Befindlichkeit.

    • Liebe Birgit,
      mit diesem Erzählband habe ich wirklich gehadert. Vielleicht sind meine Erwartungen zu hoch gewesen – endlich mal eine ganz aktuelle Geschichte, habe ich gedacht. Und dann – fast – nur Drogen und Sex. Vielleicht werde ich ja alt und bieder, mag sein, aber das mochte ich nicht lesen. Zwei der vier Geschichten sind immerhin ein wenig anders. Und schreiben kann Joshua Cohen auch, er jongliert ganz gekonnt mit den verschiedenen Erzählstimmen und erzähltechnischen Aspekten. Vielleicht findest Du beim Reinlesen doch einen Zugang und erzähltst uns dann davon. Vielleicht kann ich ja dann noch einmal meine Meinung revidieren. Die feuilletonistischen Besprechungen, die ich bisher gefunden haben, konnten da jedenfalls kein Umdenken bewirken…
      Einen schönen Sonntag wünscht Claudia

    • Hallo, gestattet mir, mich in die Diskussion einzumischen. Cohen behandelt sehr wohl, wie das Internet »auch unsere Beziehungen zu Menschen verändert, wie es manchmal “Nähe” und Vertrautheit vortäuscht, ein andermal jedoch vielleicht auch Verwirrung und Distanz schafft.«
      Nur beschäftigt ihn das auf der metafiktionalen Ebene; Sprache und die Grenzen des Erzählens sind sein eigentliches Thema.
      Die Omnipräsenz des Netzes, genauer die Art, wie es den alltäglichen Informationsfluss, die Gewohnheiten und Verhaltensmuster ändert, scheint für Cohen ein schleichendes Gift zu sein, das die Grenzen zwischen Realität, Imitat und Fake vernebelt. Dieses Gift injiziert Cohen seinen Texten, genauer seinen Erzählinstanzen und reflektiert so gleichzeitig, ob Sprache, ob erzählende Texte überhaupt noch in der Lage sind, den Grenzbereich von Realität, Imitat und Fake auszuloten. Das ist für mich die Qualität der Vier Nachrichten.
      Einen Vorwurf kann man Cohen durchaus machen, nämlich, dass er seine eigentlichen Inhalte in seiner wirbelnden, metafiktionalen Sprachjonglage aus dem Auge verliert, dass er das bloße Spiel mit der Sprache mit der kritischen Auseinandersetzung mit Sprache verwechselt, beziehungsweise vertauscht. Um es mit einem flapsigen Schlagwort zu belegen: etwas zu viel Creative-New-Writing-Bling-Bling.
      Liebe Claudia, Du hast ja damals auf meinen Blogbeitrag zu Cohen einigermaßen skeptisch reagiert. Dennoch höre ich aus Deinen Zeilen heraus, dass Du Dich dem Sog der Cohenschen Sprache nicht vollständig hast entziehen können. Vielleicht ist es die Absicht der Vier Nachrichten, uns Leser in eine gewisse Ambivalenz zwischen Ratlosigkeit und Faszination zu stoßen, abstoßend und anziehend zugleich zu sein. Ich weiß es nicht, ich vermute bloß.
      lg_jochen
      P.S.: Die exzellente Arbeit des Übersetzers Ulrich Blumenbach gar nicht zu erwähnen, fand ich ein wenig schade. Er hätte es wahrlich verdient.

      • Lieber Jochen,
        nun habe ich erst einmal Deinen Beitrag und meinen Kommentar nachgelesen, es ist ja schon eine geraume Zeit her – das ist mir gar nicht so bewusst gewesen -, dass wir uns über die „vier Nachrichten“ austauschten.
        Ich denke, meine Vorbehalte gegen die Erzählungen, vor allem gegen zwei, liegen nicht so sehr am Metafiktionalen, nicht an der Sprache, nicht am spielerischen Umgang mit den Inhalten. Die zweite und die dritte Erzählung haben ja durchaus ihren Reiz und nehmen den Leser mit auf eine Entdeckungsreise. Die erste und die vierte Geschichte allerdings stoßen mich völlig ab, zu viel Drogen, zu viel Sex. Wenn das ein Beispiel für die Verrrohung der Gesellschaft ist, und dafür gibt es ja gute Argumente, und auch wenn die Geschichten diese Verrohung sprachlich völlig adäquat erzählen, mir ist es das aber einfach zu viel Abgrund. Da kann die Geschichte noch so kunstvoll konstruiert und formuliert sein – und auch noch sehr aktuell, wie wir am Beispiel des Uber-Managers Emil Micheals, seiner unbedachten Äußerung und deren Veröffentlichung nachlesen können – , es ist einfach nicht meins. Und dabei finde ich das Thema, nämlich wie das Internet das Leben und unsere Beziehungen verändert, durchaus sehr spannend und bin immer ganz neugierig, wie sich diese Entwicklung auch in Literatur niederschlägt.
        Viele Grüße, Claudia

    • Und ich hatte mehr Schwierigkeiten mit Drugs and Sex – aber leider kein Rock´n Roll :-).
      Viele Grüße, Claudia

  2. Liebe Claudia,
    Deine Leseeindrücke erinnern mich an Tao Lins Roman „Taipeh“, den ich jüngst gelesen und besprochen habe. Da geht es auch viel um Drogen und die ganze Szenerie ist gespenstisch emotionslos und trist. Ich weiß nicht, ob ich nach „Taipeh“ noch einen Roman in diese Richtung brauche und werde Joshua Cohen wohl erstmal links liegen lassen.
    Liebe Grüße
    Tobias

    • Lieber Tobias,
      auf jeden Fall solltest Du vor den „Vier Nachrichten“ erst einmal zwei bis drei Bände „Erfreulicheres“ lesen, um dann gut gerüstet zu sein :-). Dann würde es mich ja schon interessieren, was Du von der Cohen´schen Erzählungen hälst, Jochen ist ja ganz angetan (s. seine Besprechung und seinen Kommentar). Nun schaue ich mal bei Taipeh vorbei…
      Viele Grüße, Claudia

  3. Die erste Short Story im Buch fand ich noch wahnsinnig gut, die zweite jedoch sooo furchtbar langweilig, dass ich nicht weitergelesen habe. Von daher kann ich mir jedoch gut vorstellen, was diese überaus differenzierte Textanalyse für eine Arbeit gemacht haben muss, liebe Claudia. Dafür großen Respekt!!! Herzlich, Karo

    • Liebe Karo,
      am liebsten hätte ich ja einen Verriss in bester MRR-Art geschrieben :-). Dann habe ich aber versucht, positive und nageitve Dinge genauer anzuschauen und zu benennen. Ist ja irgendwie auch gerechter. Und ich habe bei meinem Unmut gelernt, dass es wohl Themen gibt, die ich einfach nicht lesen möchte, auch wenn ich mich sonst nicht besonders zart besaitet finde. – Und wenn Du auch nicht in Euphorie beim Lesen ausgebrochen bist, dann sind wir ja schon einmal in guter Gesellschaft (ich winke mal schnell über´n Berg ins Ruhrgebiet).
      Viele Grüße, Claudia

  4. Hut ab, dass du immer so fair und ausgewogen argumentierst (auch wenn ich zugegen muss, dass ich gern mal einen Verriss aus deiner Feder lesen würde), aber eines ist deutlich: kein Buch für mich. Ist aber auch mal schön.
    Da mein Kopf gerade leer korrigiert ist und ich außerdem an einer unerquicklichen Erkältung herumlaboriere, sinkt mein geistiges Niveau allerdings ohnehin in schlimme Tiefen. Demnächst höre ich vermutlich deutschen Schlager und schaue Heimatfilme. In diesem Zustand dünken mich selbst die – nie gelesenen – „Nebel von Avalon“ kein bisschen verschämt 🙂 LG Anna

    • Liebe Anna,
      über Deinen Kommentar habe ich mich ganz besonders gefreut! Weil es doch ein bisschen ruhig geworden ist auf Deinem Blog, habe ich mich schon gefragt, was das denn für riesengroße Klausurstapel sind, die Dir so gar keine Zeit lassen für die netten Dinge des Lebens. Aber wenn dann auch noch zusätzlich ein paar ekelige Viren bei Dir eigezogen sind, kann ich gut verstehen, dass Du damit kämpfst, nicht zu den deutschen Schlagern und Heimatfilmen hinab zu sinken :-). Und ich glaube, die avalonschen Nebel könntest Du wohl trotz allem nicht ertragen. Ich frage mich ja wirklich, welchen Genuss ich dabei haben konnte, ich war ja immerhin kein Teenie mehr, als ich das gelesen habe.
      So einen richtig fiesen Verriss zu schreiben, traue ich mich wirklich nicht. Dann würde ich mich sehr ungerecht fühlen und vor allem auch respektlos, denn der Autor hat den Roman ja aus ganz bestimmten Gründen so geschrieben, wie er ist. Und über die Diskussion mit Jochen und Tobias und deren Beiträge zu diesem und anderen Büchern habe ich auf jeden Fall gelernt, dass die Art des Cohen´schen Schreibens wohl gerade eine gesellschaftliche Strömung wiederspiegelt. Dann finde ich den Roman zwar immer noch nicht besser, angenehmer und leichter zu lesen, habe aber einen anderen Blick auf Thema, Gestaltung und gesellschaftliche Entwicklung. Vielleicht wird da ja auch ein Stück Lebenswirklichkeit unserer Schüler transportiert? Immerhin sitzen jetzt schon in der abends Studierende vor mir, die kaum noch ihr Smartphone aus der Hand legen können – und auch Referendare können nicht eine Stunde still am Tisch sitzen, zuhören und mitreden, ohne ständig auf ein Display zu schauen.
      Ich wünsche Dir ganz viel gute Besserung! Claudia

  5. Danke für deine nette Antwort und die Genesungsgrüße. Nehme ich alle gerne an. Schnief und hust. Ja, zum Bloggen fehlt bei 200 SchülerInnen und einem extrem kurzen Halbjahr gerade sehr die Zeit, was bereits zu ersten Entzugserscheinungen führt.
    Dass die Erzählungen gesellschaftl. Strömungen widerspiegeln, mag sein. Das allein würde mir allerdings für Literatur noch nicht reichen. Wichtiger sind mir da allemal die Menschen, die sich innerhalb/außerhalb der Rahmenbedingungen und Strömungen befinden. Ich glaube, ich habe ein Problem damit, wenn ein Text „modern/gesellschaftskritisch/zeitgenössisch“ sein möchte oder vorrangig als solcher beworben wird. Die Charaktere müssen mich interessieren, was nicht damit identisch ist, dass sie mir sympathisch sein müssen.
    Ich bin auch gespannt, wie das weitergeht, wenn immer mehr Menschen ohne Handy nicht mehr handlungsfähig sind und kein Gespräch mehr führen können, ohne ständig draufzuschauen… LG, Anna

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