am Rande notiert

Die Sonntagsleserin: KW # 09 2014

Sonntagsleserin_2Die Bücherphilosophin hat die Idee gehabt, mittlerweile berichten immer mehr Blogger in ihren allwöchentlich-sonntäglichen Rückschauen über die besonderen Blogleseerlebnisse der vergangenen Woche. Bei der Bücherphilosophin findet ihr auch eine Liste der anderen Sonntagsleser, bei denen es immer vieles zu entdecken gibt.

Beginnen möchte ich dieses Mal mit der Veranstaltung lesen.hören, von uns der Caterina von Schöne Seiten als unsere Bloggerin in Mannheim berichtet. Mit der alten Feuerwache hat die Veranstaltung wohl einen beeindruckenden Platz gefunden, jedenfalls zeigen uns das Caterinas Bilder. Und auch ihre wunderbaren Berichte, so vom Eröffnungsabend, bei dem Roger Willemsen als Schirmherr noch einmal Dieter Hildebrandts gedenkt oder vom Abend, an dem vier Autoren, die nach Deutschland eingewandert sind, über die Heimat sprechen, geben anschauliche Einblicke und vermitteln das traurige Gefühl, dass man doch gerne auch dabei gewesen wäre.

Kef führt ihr langes Interview mit Daniel Beskos vom Verlag mairisch nunmehr in einem vierten Teil weiter fort und fragt nun nach, wie die Manuskripte in den Verlag kommen

Sophie nimmt in ihrem Beitrag die Diskussion der Feuilletons zum Stand der Deutschen Gegenwartsliteratur auf und beweist in wohltuend ruhiger Weise, dass es doch neue Autoren mit neuen Themen und neuen Stilen gebe. Sie fügt auch eine Liste mit Titeln zum Nachlesen an, sodass zu hoffen ist, dass diese merkwürdige Diskussion nun endlich beendet ist.– Ist sie aber nicht, so möchte ich noch hinzufügen, denn die Süddeutsche Zeitung nahm dann in dieser Woche den Staffelstab auf und debattierte das Thema weiter. Und die ZEIT wartete gleich mal mit dem Kunstwerk auf, in der letzten Woche Maxim Biller noch viel Platz einzuräumen, der den dann nutzt, um  u.a. zu beklagen, dass die „Enkel der Nazi-Generation“ (da werden dann gleich mal ganze Geburtsjahrgänge recht pauschal mit dem Suffix „Nazi“ diskreditiert, egal wes Geistes Kind sie sind) nun unseren Literaturgeschmack bestimmen, und eine Woche später wiederum viel Platz einzuräumen, damit auch nur ja die kruden Ideen des Herrn Sarrazin, wenn auch kritisch, lang- und breitgetreten werden können. Warum den Platz nicht einfach mal für junge und vielversprechende Literatur nutzen? Immerhin nimmt sich Ijoma Mangold durchaus mit ironischem Bezug zu Biller eines Debütromans an  – es ist aber auch wieder eine alte Familiengeschichte :-).

Nun aber zu den Büchern:

Radiergummi berichtet von Linda Benedikts Buch „Eine kurze Geschichte vom Sterben“ als einer „brutalen Konstellation“. Da liege eine Mutter im Bett, zerfressen vom Krebs, sterbend,  und die jüngere Tochter verbringt die letzten siebe Tage bei ihr, schläft im Bett gegenüber, traut sich kaum noch, das Zimmer zu verlassen, fühlt sich alleine, völlig überfordert, ohne Hilfe. „Eine kurze Geschichte vom Sterben“, so das Urteil, sei ein „fulminantes Stück“, zeige die Situation des Sterbens und Loslassens mit den divergierenden Gefühlen schonungslos offen.

Mara legt uns den Roman Aleksander Hemons „Das Buch meiner Leben“  ans Herz. In diesem autobiografisch geprägten Roman zeige er nicht nur seine Leben vor und nach der Flucht aus Bosnien auf, sondern auch seine Leben vor und nach der Diagnose eines Hirntumors bei seiner kleinen Tochter. Und da der Autor Schriftsteller ist, sei es natürlich auch ein Buch „über die Kraft des Erzählens, des Scheibens und die Macht der Worte“.

Atalante stellt uns das „Selbstporträt“ Helene und Wolfgang Beltracchis vor, einem Ehepaar, das wegen ganz besonderer Kunstfälschungen 2010 verhaftet und verurteilt worden ist. Wolfgang Beltracchi nämlich habe Kunstwerke bekannter Maler nicht einfach kopiert, sondern sich so in ihre Leben, ihre Art des Malens hineingearbeitet, dass er neue Bilder in ihrem Stil gemalt und diese dann unter ihrem Namen vorlegt habe. Dabei habe er sogar die Kunstkenner so an der Nase herum geführt, dass sie den alten Werkverzeichnissen das neu aufgetauchte Bild hinzufügten.

Und buchwolf berichtet nicht nur über den Krimi „Auf der Strecke. Ein Fall für Berlin und Wien“ , sondern auch über das Autorenduo, das in Wien eine Buchhandlung führt, auf die er durch Gesines Blog Steglitzmind überhaupt erst aufmerksam wurde. Alleine schon die Geschichte rund ums Buch ist doch toll.

Nun allen eine schöne und ereignisreiche Blogwoche!

4 Kommentare

  1. Hallo Claudia,
    wie schön, dass du wieder dabei bist. Und Danke für die Hinweise auf die ZEIT. Nachdem ich leider feststellen musste, wie gesellschaftsfähig Sarrazin auch bei Leuten ist, die eigentlich denken können, ist es vielleicht doch ganz gut, wenn immer noch kritisch-ironische Beiträge dazu veröffentlicht werden, obwohl es ja schon bitterschade ist, dass man dem überhaupt Platz einräumen muss. Und die Besprechung zu „Flut und Boden“ klang sehr interessant. Dir noch einen schönen Sonntagnachmittag, auf Bänken und anderswo. 🙂 LG Anna

    • Liebe Anna,
      tja, manchmal kann man auch über die gute alte Tante ZEIT (geklaut aus Uwe Johnson „Jahrestage“, dort wird die New York Times immer mal wieder so bezeichnet) verzweifeln. Immerhin gibt es noch Mangolds kleinen Lichtblick. Den Nachmittag haben wir auf den Hundewiese an der Ruhr verbracht. So schön mit der warmen Sonne im Rücken!
      Viele Grüße, Claudiahttps://dasgrauesofa.wordpress.com/wp-admin/edit-comments.php#comments-form

  2. Hi Claudia, danke für’s erwähnen, ich lese diese Wochenrückblicke bei Dir und den anderen Blogs immer sehr gerne. Die Beltracchi-Autobiographie hat mich gut unterhalten, besser auf jeden Fall als die zur Zeit schon leicht nervende Omnipräsens des Paares. 😉

    • Liebe Atalante,
      ich habe den Kunstfälscherfall nur so am Rande wahrgenommen, dass ich erst durch Deinen Beitrag wieder daran erinnert wurde. Und Du hast mir das Buch so schmackhaft gemacht… Wenn da nicht schon dieser sehr hohe Stapel wäre… 🙂
      Viele Grüße, Claudia

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