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Herbert Clyde Lewis: Gentleman über Bord

Es ist der 13. Seetag auf dem Frachter S.S.Arabella, der durch ruhige See auf dem Weg von Honolulu nach Panama ist. Da passiert am frühen Morgen Ungeheuerliches: Henry Preston Standish steht an seinem Lieblingsplatz an Bord, dort, wo er dem Wasser am nächsten sein kann, und beobachtet den Nachthimmel, der so langsam verblasst. Beim Beobachten des Himmels sinniert er darüber, wie schlicht hier im Pazifik der Sonnenaufgang im Vergleich zum farbenprächtigen Sonnenuntergang ist. Dabei setzt er den linken Fuß zurück und in eine Öllache. Er versucht noch das Ausrutschen mit dem rechten Fuß auszugleichen, verliert aber das Gleichgewicht und stürzt kopfüber ins Meer. Sein erster Gedanken beim Eintauchen ins Meer ist es, bloß nicht in die Nähe der Schiffsschraube zu geraten. Doch findet er sich im Sog des Schiffes wieder, gegen den er sich nicht wehren kann. So lässt er sich hierhin und dorthin ziehen, zum Teil so weit unter Wasser, dass ihm die Ohren schmerzen. Dann taucht er auf und hat nicht einmal Wasser geschluckt. Und der Schiffsschraube ist er auch nicht zu nah …

Ulrike Draesner: Kanalschwimmer

Die Fakten sind denkbar klar: Die Luftlinie zwischen Dover und Calais beträgt ca. 32 km, doch wer den Kanal schwimmend durchquert, legt wegen der starken Strömung und der Gezeiten oft eine längere Strecke zurück. Dabei gilt: Je schwächer der Schwimmer ist, desto mehr wird er abgetrieben und desto länger wird die Strecke. Und das bei Wassertemperaturen selbst im Hochsommer von ca 17 Grad. Dabei wird ein Swim nur gewertet, wenn man ihn so bewältigt, wie es der Pionier dieses Langstreckenschwimmens, Captain Matthew Webb, 1875 vorgemacht hat, nämlich mit Badehose oder Badeanzug, Schwimmbrille und Schwimmhaube, alle anderen Hilfsmittel sind tabu. Ein Mitglied eines der Verbände, der die Überquerung festhält und protokolliert – und der Versicherung gegenüber im Fall der Fälle erklärt, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist – sitzt im Beiboot. Das wird gesteuert von einem „Piloten“, dieser hier heißt Brendan, der dafür sorgt, dass der Schwimmer regelmäßig isst und trinkt, der darauf achtet, nicht in die Fahrrinne der Schiffe zu gelangen und der seinen Schützling im Falle einer totalen Erschöpfung frühzeitig aus dem Wasser …