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Das Lesejahr 2021 – Ein Rückblick

Im letzten Jahr habe ich nicht viel gelesen und noch weniger über meine Leseeindrücke geschrieben. Eine schwere Krankheit im nächsten Familienumfeld hat Kraft gekostet und ganz andere Prioritäten gesetzt.Trotzdem habe ich geschaut, welche Bücher aus dem letzten Jahr mir besonders gut in Erinnerung geblieben sind. Das Suchen nach ihnen und das Schreiben über sie ist also ein erster Gehversuch hin zu einer wieder aktiveren Zeit auf dem Blog. Und es sind drei Bücher auf meiner Rückblicksliste gelandet, die mir wegen ihrer Idee, wegen ihrer sprachlichen Gestaltung, wegen ihres Stils so besonders gut gefallen haben. Bernardine Evaristo: Mädchen, Frau etcÜber Evaristos Roman habe ich ja schon einen Blogbeitrag geschrieben. Die Idee, vielen unterschiedlichen Frauen eine Stimme zu geben, ihre Lebensgeschichten zu skizzieren, ihre Probleme, die manchmal ja auch gesellschaftliche Diskussionen widerspiegeln, und ihre Glücksmomente, das hat mir richtig gut gefallen. Evaristo erzählt vom prallen weiblichen Leben, vom Leben Schwarzer Frauen. Es sind aber alles Geschichten, in denen sich natürlich alle Frauen wiederfinden, es sind Figuren, die mal mehr mal weniger zur Identifikation einladen.Bernardine Evaristo (2021): Mädchen, …

Michael Köhlmeier: Das Mädchen mit dem Fingerhut

Der Titel des Romans von Michael Köhlmeier erinnert an das Märchen Hans Christian Andersens „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“. Wie im Märchen das Mädchen, so befindet sich auch das wohl sechsjährige Mädchen in Köhlmeiers Roman in einer desolaten Situation: obdachlos, ohne Eltern oder andere Familienmitglieder kämpft sie um das tagtägliche Überleben im frostigen Winter einer mitteleuropäischen Großstadt. Nahrung ist wichtig, ebenso ein warmer Platz zum Ausruhen und Schlafen, manchmal in einem beheizten Eingang, zur Not auch in einer Mülltonne. So überlebt sie, anders als das Mädchen im Märchen, auch eine kalte Winternacht. Nach den „Herren am Strand“, nach Chaplin und Churchill, die sich ihrer Hilfe in den dunklen Momenten der Depression versichern, entführt Köhlmeier seine Leser in diesem Roman in die Welt der Kinder, die gestrandet sind in einer winterlichen Großstadt. Er erzählt die Geschichte aus der Sichtweise der Kinder, meistens aus der des sechsjährigen Mädchens, das sich keines Namens erinnern kann, und sich dann, als sie von den beiden Jungen gefragt wird, Yiza nennt. Die Erzählung bleibt ganz nah bei den Kindern und …