Zora del Bueno: Seinetwegen
Acht Monate alt war Zora del Bueno, als ihr Vater ums Leben kam. Erinnern kann sie sich nicht an ihn. Ihre Mutter hatte sich in ihre Trauer eingekapselt und wenig erzählt. Als Kind wusste del Bueno genau, welche Fragen sie stellen durfte und welche nicht, weil sie zu schmerzhaft wären. Und nun, mit 60 Jahren, kann sie die Mutter nicht mehr fragen. Denn die verschwindet immer mehr in ihrer Demenz, erkennt oft die Tochter nicht mehr und beklagt, dass die sie nicht besuche. Vielleicht ist das Auflösen der Wohnung der Mutter, in der sie auch alte Unterlagen findet, der Auslöser für ihre Beschäftigung mit dem Unfall. Jedenfalls rekapituliert sie immer wieder, was sie davon weiß: Dem lindgrünen Käfer des Onkels, in dem der Vater auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, kam auf der Landstraße in der Ostschweiz in einer unübersichtlichen Kurve auf der eigenen Spur ein Chevrolet entgegen, der ein Pferdefuhrwerk überholen wollte. Der Onkel kam mit einem Oberschenkelbruch davon, der Unfallverursacher, in den Zeitungen immer E.T. genannt, blieb unverletzt. Ihr Vater aber war sofort gehirntot, …





