Monat: Mai 2024

Uwe Wittstock: Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur

Varian Fry reist im Juli 1935 kreuz und quer durch Deutschland. Er spricht mit Managern, Politikern und Professoren, mit Kellnern, Ladenbesitzern und Taxifahrern. Er will genau wissen, was vor sich geht in Europa und ist der Meinung, dass die Politik Hitlers auf einen Krieg zusteuert. Fry ist amerikanischer Journalist. Am Ende des Monats wird er die Stelle als Chefredakteur von „The Living Age“ übernehmen, einer Monatszeitschrift, die sich besonders mit außenpolitischen Themen auseinandersetzt. Dabei muss er gegen die Lethargie der Amerikaner anschreiben, die meinen, Europa sei so weit weg und müsse sie nicht interessieren. In Berlin, am 15.7.35, wird Fry Augenzeuge einer Straßenschlacht auf dem Kurfürstendamm. Mitten in die ruhige und friedliche Sommerstimmung hinein halten junge Männer in weißen Hemden Autos und zerren die Insassen heraus, stoppen einen Bus und schleifen wahllos Fahrgäste auf die Straße, die sie unter dem Brüllen von „Ein Jude!“ und „Tod den Juden“ verprügeln. Sie fegen das Geschirr von den Tischen eines Cafés, werfen ihn in das Schaufenster. Einem Mann in dem Café, in das Fry sich geflüchtet hat, stoßen …